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interview seriousblack 201701Mit „Magic“ veröffentlichten SERIOUS BLACK vor kurzem ihr drittes Album. Kurz vor der Reise nach Großbritannien nahm sich Gitarrist Dominik Sebastian die Zeit zu einem ausführlichen Interview.

Matthias: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Wo erwische ich dich gerade?

Dominik Sebastian: Servus, gerne doch! Heute haben wir (nach vier Showtagen) unseren ersten freien Tag, den wir in Monheim direkt beim Club verbringen. Die gestrige Show hier im Sojus7 war wieder super - ich bin immer wieder gerne da.
Um Mitternacht geht's dann los in Richtung Calais, von wo aus wir die Fähre nach GB entern werden.

Matthias: Lass uns über euer neues Album „Magic“ reden. Damit legt ihr ja euer erstes Konzeptalbum vor. Ward ihr denn alle sofort begeistert, als Urban mit der Geschichte von Mr. Nightmist und der Hexe von Caldwell Town ankam oder gab es auch Bedenken wie das bei den Fans ankommt?

Dominik Sebastian: Von meiner Seite her gab es keinerlei Bedenken - zumal ich selbst großer Fan von Konzeptalben bin (PINK FLOYD - The Wall, DREAM THEATER - Metropolis Pt.2: Scenes of a Memory, JEFF WAYNE - War Of the Worlds). Ich glaube, auch meine Kollegen waren von Anbeginn begeistert von dieser Idee. Zumal diese Geschichte ja auch super ist und sehr detailreich erzählt wird.

Matthias: Wusstest du, dass es eine Naturforscherin mit dem Namen Maria Sibylla Merian gab, die 1647 in Frankfurt geboren wurde und 1717 in Amsterdam starb?

Dominik Sebastian: Nein, davon hatte ich keine Kenntnis.

Matthias: Es gibt übrigens alleine in Amerika 15 Orte mit dem Namen Caldwell. War es eure Absicht bei der Wahl des Ortsnamens, dass jeder Hörer selbst entscheiden kann wo der Ort liegt?

Dominik Sebastian: Das musst du wohl Urban fragen - er allein ist für die Geschichte und die darin vorkommenden Namen verantwortlich. Ich finde jedenfalls, Caldwell klingt wesentlich besser als zum Beispiel Springfield.

Matthias: Geht man an das Songwriting für ein Konzeptalbum anders heran als an das für ein herkömmliches Album? Weil in der Regel schreiben die meisten Bands ja zuerst die Musik und dann die Texte. Und fandest du es schwer immer die Musik zu komponieren, die genau zum jeweiligen Teil der Handlung passt und auch die richtige Atmosphäre rüberbringt?

Dominik Sebastian: Musikalisch macht das für mich keinen Unterschied - ich schreibe wie's mir in den Sinn kommt. Und wenn dann was dabei ist, das für die Platte und das Konzept passt, dann ist es gut. Bei der textlichen Arbeit wird es mit Sicherheit große Unterschiede zu "herkömmlichen" Alben geben. Du musst ja alle Parts der Geschichte aufsplitten und in die Songs verpacken. Aber das ist Urbans Aufgabe.

Matthias: Ihr spielt ja alle zum Großteil noch in anderen Bands und seit teilweise auch als Produzent, Booker usw. unterwegs, habt ihr da überhaupt noch so etwas wie Freizeit und wie bekommt man all diese Aktivitäten unter einen Hut?

Dominik Sebastian: Das ist in der Tat oft ein schwieriges Unterfangen. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich seit 3 Jahren keinen ordentlichen Urlaub mehr hatte. Im nächsten Jahr muss ich aber auch dafür Zeit finden!

Matthias: Bisher habt ihr auf jedes Album eine ausgiebige Tour folgen lassen und 3 Scheiben in 3 Jahren veröffentlicht. Wie muss man sich das vorstellen, sitzt ihr während einer Tour tatsächlich im Bus oder im Hotelzimmer und feilt an Songideen?

Dominik Sebastian: Das kommt mitunter tatsächlich genau so vor. Zumindest so manche Grundideen werden auf diese Art und Weise komponiert. Die Hauptarbeit findet dann aber zu Hause statt. Die Werke werden anschließend online geteilt, bearbeitet und vollendet.

Matthias: Ihr habt Mitglieder, die in verschiedenen Ländern leben. Trefft ihr euch ab und an zum Proben und probiert dort gemeinsam Ideen aus, oder schickt ihr euch eure jeweiligen Ideen gegenseitig per Mail?

Dominik Sebastian: Treffen sind natürlich bestenfalls kurz vor Festivalauftritten oder vor einer Tour möglich. Manchmal treffen wir uns aber auch erst auf dem Festivalgelände. Vorbereiten muss sich ohnehin jeder daheim.
Es kann schon mal vorkommen, dass die eine oder andere Idee vorgespielt wird, grundsätzlich passiert das Ganze aber eher per Mail.

Matthias: Eure Band heißt „Serious Black“ und euer Fanclub „9 ¾ Crew“, Mal ehrlich, wie oft wirst du in Interviews gefragt, ob euer Bandname etwas mit „Sirius Black“ aus „Harry Potter“ zu tun hat?

Dominik Sebastian: Ganz klar, in beinahe jedem Interview taucht diese oder eine ähnliche Frage diesbezüglich auf. Und, ja, tatsächlich basiert unser Name auf diesen Charakter. Das ist kein Geheimnis. Die Abänderung auf "Serious" hat natürlich rechtliche Gründe. Aber wir hätten uns auch in der Kreativität für die Liederthemen beschnitten. Dass unser aktuelles Album "Magic" heißt, ist aber mehr oder weniger Zufall.

Matthias: Ihr wurdet anfangs von vielen Medien als sogenannte Allstarband bezeichnet. Denkst du, dass ihr mittlerweile bewiesen habt, dass ihr eine ganz normale Band seid?

Dominik Sebastian: Davon gehe ich doch aus, dass mittlerweile jeder begriffen haben muss, dass dem so ist. Und manchen Unkenrufen zum Trotz gibt es uns noch - und stärker als je zuvor.

Matthias: Thomen und Roland sind beide entweder aus gesundheitlichen oder aus zeitlichen Gründen aus der Band ausgestiegen. Wie ist heute der Kontakt zu den beiden und fragt ihr sie manchmal um Rat?

Dominik Sebastian: Ich persönlich habe keinen Kontakt zu den beiden. Mario hat öfter mal mit Roland zu tun, soweit ich weiß. Wofür sollten wir sie um Rat fragen? ;)

interview seriousblack 201702

Matthias: In letzter Zeit bieten ja immer mehr Bands sogenannte VIP-Packages an. Was hältst du von dieser Entwicklung?

Dominik Sebastian: Wir lieben den direkten Kontakt zu unseren Fans - und das wollen wir beibehalten solange es geht. Ab einer gewissen Größenordnung (der Band) ist das aber wohl nicht mehr machbar. Und mit diesen Packages haben zumindest manche (die es sich auch leisten können) die Möglichkeit, ihre Idole zu treffen. Diese Entwicklung ist für mich aber auch klar nachvollziehbar. Die Zahlen der CD-Verkäufe sind im Keller - und von irgendetwas muss ein Musiker halt auch leben. Oft ist es eben so, dass zum Beispiel mit Eintrittsgeldern gerade mal die Unkosten gedeckt werden können. Natürlich rede ich hier nicht von den ganz großen Bands!

Matthias: Mit wem würdest du gerne einmal die Bühne teilen?

Dominik Sebastian: Nun, da gäbe es schon so manche Bands - unabhängig von der Stilistik zum Beispiel:
WITHIN TEMPTATION, NIGHTWISH, ARCH ENEMY; DREAM THEATER, STRATOVARIUS, AVANTASIA, EDGUY, ANGRA (würden wohl eher zu SB passen) Was wohl eher nicht passieren wird, ist mit TOTO bzw. STEVE LUKATHER die Bühne zu teilen.

Matthias: In welchem Land würdest du gerne einmal spielen?

Dominik Sebastian: Zu ordentlichen Bedingungen in (fast!) jedem Land.

Matthias: Was war das erste Album, das du dir selbst gekauft hast?

Dominik Sebastian: Das war "Killers" von Iron Maiden auf Vinyl.

Matthias: Erinnerst du dich noch an deinen ersten Konzertbesuch?

Dominik Sebastian: Als wäre es erst gestern gewesen! Das war 1989, Pink Floyd in meiner Heimatstadt Linz, in Österreich. Dieses Konzert hat mich sehr geprägt. In diesem Jahr habe ich dann auch angefangen Gitarre zu spielen.

Matthias: Wie kann man sich einen Tag auf Tour bei SERIOUS BLACK vorstellen?

Dominik Sebastian: Nun, meist können wir so ab 14 Uhr in die Halle oder den Club. Also vor dem Aufstehen. Bis zum Soundcheck wird erst mal gefrühstückt. In der Zwischenzeit muss ohnehin die Bühne aufgebaut werden.
Nach unserem Soundcheck haben wir mehr oder weniger Freizeit. Diese wird aber oft dazu verwendet, um zum Beispiel Interviews zu schreiben oder einen Waschsalon aufzusuchen. Manchmal geht sich auch ein kurzer Spaziergang aus. Auf jeden Fall aber Warten aufs Abendessen. Während die Supportbands spielen, versuchen wir meist noch etwas zu entspannen und verziehen uns in unsere Kojen. Eine Stunde vor Auftritt müssen wir uns auf eben diesen vorbereiten. Gitarren stimmen, Bühnenoutfits anziehen, aufwärmen. Und los geht's! Showtime! Unmittelbar nach der Show stehen wir unseren Fans für Autogramme und Fotos zur Verfügung, während die Bühne abgebaut und das Equipment in den Anhänger gepackt wird. Danach können wir endlich eine wohlverdiente Dusche genießen. Endlich zurück im Bus ist es an der Zeit, zur Ruhe zu kommen. Noch das eine oder andere Kaltgetränk genießen und etwas essen, bevor das Bett ruft.

Matthias: Auf welchem Album hättest du gerne mitgespielt?

Dominik Sebastian: Auf einem AYREON-Album (oder auf einem anderen Lucassen-Projekt) mit von der Partie zu sein, wäre ein Hammer.

Matthias: Was sagten deine Eltern, als du dich dazu entschiedst Musiker zu werden?

Dominik Sebastian: Sowas in der Art: "... kannst du schon machen, aber lerne erst mal etwas Gescheites ..." - somit war ich lange Zeit im Verkauf (für Lacke und Farben) tätig. Auch jetzt noch habe ich eine zivile Arbeit (beim Roten Kreuz). Mittlerweile verstehen alle in der Familie, dass das ganze weit mehr als nur ein "Hobby" ist! :D

Matthias: Gibt es einen Kollegen den du bewunderst?

Dominik Sebastian: ich bewundere Mario für seinen Enthusiasmus und seine Hartnäckigkeit, für die Band zu arbeiten. Ohne ihn wären wir niemals da wo wir uns befinden.

Matthias: Danke für deine Zeit!

Dominik Sebastian: Danke dir fürs Interesse.

interview seriousblack 201703

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