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STORMWARRIOR aus Hamburg wurden bisher immer als die legitimen Nachfolger der ganz alten HELLOWEEN gehandelt. Eine Anlaufstelle für alle, für die nach dem Debüt der Kürbisköpfe Schluss war. Nach zwei regulären Alben setzten die Sturmkrieger mit GAMMA RAY nach Japan über und hielten diese einzigartige Erfahrung auf Band fest, was sich in der Live Scheibe „At foreign shores“ widerspiegelt. (Review gibts hier) Was die Jungs über ihren alten Helden und ihrem Trip ins Land des Lächelns zu berichten haben, könnt ihr im folgenden Interview mit Gitarrist Alex Guth. Bernie: Hallo Alex, erzählt mal bitte ein wenig von der Entwicklung der Band bis zu eurem aktuellen Live Album.

Alex: Lars hat STORMWARRIOR 1998 gegründet und ein Jahr später nahmen STORMWARRIOR ihr erstes Demo-Tape „Metal Victory“ auf. Ein Jahr später folgte das zweite Tape“Barbaric Steel“, bevor man über Dream Evil Records im Jahr 2001 die Single „Possessed By Metal“ veröffentlichte. Von da an ging alles ziemlich schnell: Remedy Records wurden auf die Band aufmerksam und nahmen sie unter Vertrag, zur gleichen Zeit kam man in Kontakt mit Kai Hansen, der das Debütalbum „Stormwarrior“ schließlich produzierte.
Nach der Veröffentlichung 2002 spielten Stormwarrior u.a. auf dem Wacken . Nach der EP „Heavy Metal Fire“ und dem zweiten Album „Northern Rage“ entschied Lars im Mai 2005, einen zweiten Gitarristen anzuheuern, damit er sich ganz auf den Gesang konzentrieren konnte. So kam ich (Alex) dann ins Spiel. Kurz darauf im Juli hatten wir zusammen mit Kai Hansen eine sehr erfolgreiche Show auf dem Earthshaker Fest, wo wir u.a. ein paar alte Klassiker von der „Walls of Jericho“ mit Kai am Gesang zum Besten gegeben haben. Dann gab es noch einige Shows mit RUNNING WILD, einige Abstecher auf das Festivals in England und Deutschland.
Ende November setzten wir auf Einladung unserer japanischen Plattenfirma Spiritual Beast nach Japan über und supporteten dort GAMMA RAY. Tja, und das Tondokument dieser Tour haltet Ihr jetzt in den Händen!

Bernie: Bitte beschreibt STORMWARRIOR in 5 Worten

Alex: Schnell, heavy, old school, ehrlich, METAL! (das sind zwar 6, aber passt trotzdem...)

Bernie: Warum habt ihr euch nach 2 regulären Alben für ein Live Album entschieden?

Alex: Das haben wir eigentlich erst so wirklich entschieden, nachdem wir aus Japan zurückkamen und die Aufnahmen ausgewertet haben. Wir waren einfach von der ganzen Tour dermaßen beeindruckt, dass wir daraus eine Veröffentlichung machen mussten. Außerdem war das derzeitige Line-Up sehr gut zusammen gewachsen, und das wollten wir irgendwie feiern.

Schnell, heavy, old school, ehrlich, METAL!

Alex über STORMWARRIOR


Bernie: In Japan werdet ihr doch bestimmt so einige Dinge erlebt haben. Erzählt doch mal eine paar Anekdoten von eurer Tour

Oh, da gibt es natürlich einige Geschichten. Allerdings ist soviel passiert, dass es unmöglich wird all die kleinen Geschichten in einem Absatz zusammenzufassen. Jussi ist am ersten Tag nach unserer Ankunft einmal aus dem Hotel auf die Straße gegangen, um sich ein wenig in der Gegend umzuschauen. Später erzählte er, wie ihn Passanten ungläubig anglotzten, ihn dann fotografierten, sich höflich bedankten und einfach weitergingen. Aber vielleicht ist ein großer, mächtiger Finne in Japan wirklich etwas besonderes ;-)
Außerdem wackelte die Erde mitsamt Gebäuden in regelmäßigen Abständen, was von den Japanern irgendwie keiner glauben wollte. Die meinten alle wir wären zu besoffen, aber dat wackelt da wirklich (is ja auch ne riesengroße Insel...;))! Vielleicht sind die Japaner einfach nur so daran gewöhnt, dass sie's nicht mehr bemerken.

Bernie: Sind die Unterschiede Respektive Fans, Organisation etc sehr unterschiedlich zu Europa? Wie äußert sich das?

Alex: Was den Enthusiasmus und die Hingabe als Fan angeht, haben die Japaner definitiv die Nase vorn. Generell scheint man in Japan in einer ganz anderen Welt zu sein. Die Fans sind unglaublich zuvorkommend und freundlich gewesen, egal wo wir waren. Das hatten wir so überhaupt nicht erwartet! Schon bei unserer Ankunft am Hotel warteten Leute auf uns, wollten Fotos machen und ihre CDs signiert haben - und die standen sich da schon einige Zeit die Beine in den Bauch. Auch bei den Konzerten merkte man den Fans deutlich an, dass sie mit dem Herzen bei der Sache sind. Da laufen Leute mit Kutte und langen Haaren rum (teilweise auch blondiert!...eigenartiger, aber lustiger Anblick...), aber auch Büroangestellte in Anzug und Krawatte, das war schon abgefahren.
Der Ticketpreis für ein Konzert ist sehr hoch, umgerechnet über 50 Euro. Trotzdem sind einige Leute aus anderen Städten angereist, manche Fans sind sogar zu beiden Tagen der Tokyo-Shows gekommen.
Generell sind die Japaner sehr freundlich, aber auch sehr genau. Das haben wir bei der Organisation natürlich gemerkt, denn wir mussten überall überpünktlich auf der Matte stehen. Wenn da mal etwas aus dem Rahmen lief und wir 10 Minuten zu spät unten in der Hotellobby waren (oder auch mal 30...), verursachten wir gleich etwas Hektik ;-) (Aber das kam ja zum Glück so gut wie nie vor...;)).

Bernie: Wie ist es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Kai Hansen gekommen? Ich schätze, ihr seid auch große Fans seiner Musik?

Alex: Natürlich hat uns Kai Hansen maßgeblich beeinflusst, sowohl in der Zeit bevor wir zusammen gearbeitet haben, als auch während der Albumproduktionen. Schließlich verehren wir alle den alten HELLOWEEN-Sound, den er ja nun entscheidend geprägt hat.
Der Kontakt kam zustande als Lars eines Nachts im Headbangers (Hamburger Metalkneipe) Kai traf und ihm erstmal das erste Demotape in die Hand drückte, woraufhin Lars zur Fanclubparty von GAMMA RAY am darauf folgenden Tag eingeladen wurde. Seitdem blieb man immer wieder in Kontakt und irgendwann war es dann eben soweit, dass es zeitlich auch bei Kai passte und man das erste Album zusammen aufnehmen konnte.


Außerdem wackelte die Erde mitsamt Gebäuden in regelmäßigen Abständen […] Die meinten alle, wir wären zu besoffen, aber dat wackelt da wirklich!

Eindrücke aus Japan


Bernie: Wie empfindet ihr die Entwicklungen von Bands wie RUNNING WILD oder HELLOWEEN im Vergleich zu ihren Anfängen?

Alex: Meiner Meinung nach sind HELLOWEEN nur noch ein Schatten ihrer selbst. Man merkt deutlich, dass Hansen damals der entscheidende Impulsgeber war und die Band nach vorne gebracht hat. Es ist unvorstellbar, dass HELLOWEEN heute noch etwas mit der Durchschlagskraft von „Ride The Sky“ auf die Beine bekommen würden. Stattdessen machen Weikath & Co. lieber Radiojingles wie „Mrs. God“. Wahrscheinlich verkauft sich das für sie ganz gut, aber die Macht, die HELLOWEEN in den Achtzigern waren, sind sie heute definitiv nicht mehr.
Mit RUNNING WILD waren wir ja letztes Jahr unterwegs und konnten mal kurz mit Rolf schnacken. Auch wenn mir die alten RUNNING WILD Sachen besser gefallen als die letzten Veröffentlichungen, ist der Typ trotzdem noch voll in Ordnung und auf jeden Fall immer noch mehr Metal als das was von den Kürbissen übrig ist.

Bernie: Was steht bei euch in nächster Zukunft an, wird es ein neues Album geben oder eine Tour?

Alex: Momentan haben wir uns im Studio verschanzt und schreiben mit Hochdruck am neuen Studioalbum. Es stehen schon einige Nummern, aber wir wollen uns die Zeit nehmen, um einen richtigen Dampfhammer Anfang nächsten Jahres präsentieren zu können. Dann wird es hoffentlich viele Konzerte geben und vielleicht kriegen wir ja auch die eine oder andere Chance auf ne Tour mit aufspringen zu können, es gibt genug Ecken auf dieser Welt in denen wir noch spielen wollen!


Bernie: Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht für STORMWARRIOR unterwegs seid?

Alex: Nun, leider können wir noch nicht von STORMWARRIOR unsere Miete bezahlen, weshalb wir alle im Moment noch mehr oder minder normalbürgerlichen Tätigkeiten nachgehen müssen. Lars und Falko arbeiten mittlerweile viel in ihrem Studio und produzieren Hamburger Bands. Lars jobbt nebenbei auch am Hamburger Flughafen und bringt sein Tontechniker-Studium voran. Falko tingelt noch mit einigen Coverbands durch die Lande und arbeitet in einem Musikgeschäft, Jussi betätigt sich viel als Roadie und ich (Alex) bin in einer Presseagentur beschäftigt.


Meiner Meinung nach sind HELLOWEEN nur noch ein Schatten ihrer selbst!

Alex Meinung zu den damaligen Helden


Bernie: Nun habe ich drei Satzfragmente für euch und würde euch bitten, sie zu vervollständigen

True Metal für mich …
die wahre Lehre, allerdings beanspruchen viele Bands für sich gerne dieses Etikett und sind dabei alles andere als der Musik bzw. dem Kult treu und ehrlich.

Wenn ich etwas in der Heavy Metal Szene ändern könnte… dann wäre das die Jahreszahl mitsamt der Neuerscheinungen. So 20 – 25 Jahre zurück, das hätte was.

Mein größter Wunsch bezüglich STORMWARRIOR… dass wir in zehn, zwanzig Jahren immer noch Platten rausbringen und live spielen können.

Bernie: Hiermit sind wir auch schon am Ende des Interviews angelangt, ich bedanke mich noch mal recht herzlich für die Beantwortung meiner Fragen. Gibt es noch etwas, was ihr den Neckbreaker.de Lesern gerne mit auf den Weg geben würdet?

Alex: Wir hoffen, Euch gefällt „At Foreign Shores“ und wir sehen uns bald wieder on the road!
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