Audrey Horne - Audrey Horne

audrey_horne_-_audrey_horne_2010.jpgBisher sind AUDREY HORNE (benannt nach einem Charakter aus David Lynch‘s „Twin Peaks“) immer unter dem Motto „ferner liefen“ an mir vorbeigegangen, die ersten beiden - nicht glücklich betitelten - Alben „No Hay Banda“ (2005) und „Le Fol“ (2007) bekamen zwar allerorten gute Reviews, gingen mir aber beim flüchtigen Hören nicht sonderlich in’s Ohr und wurden schnell zur Seite gelegt. Angesichts des mir nun vorliegenden, selbstbetitelten Albums muss ich den beiden ersten Outputs aber nachträglich weitere Hördurchläufe einräumen, denn der 2010er Output „Audrey Horne“ ist verdammt stark geworden.

Doch ein paar Gänge zurückgeschaltet, wer lärmt da überhaupt? Gegründet wurde die Band ursprünglich von ehemaligen ENSLAVED- und GORGOROTH-Mitgliedern, die anscheinend keinen Bock mehr auf Gebläckel hatten, denn AUDREY HORNE fabrizieren einen ganz eigenen Sound irgendwo zwischen Alternative, Heavy Rock und 70er-Einflüssen. Quasi die skandinavische Antwort auf SOUNDGARDEN, nur atmosphärischer, cooler und grooviger, mit genau der richtigen Prise Epik zwischendurch und ausgefeilten Arrangements.

Den Insidertipp-Status sollten sie in Kürze auch außerhalb von Norwegen ablegen können, denn gegenüber den schon gutklassigen Vorgängen wurde auf der neuen Langrille der Qualitätslevel weiter nach oben geschraubt und man geht weniger sperrig zu Werke wie früher. Bereits der erste Song „Charon“ weiß mit treibenden Rhythmen und einem klasse Refrain zu gefallen, und das ist bei weitem nicht der einzige Track, den man nach Ablauf der knapp 50 Minuten Spielzeit nicht mehr so schnell aus den Lauschern bekommt. Was die CD so gut macht sind aber nicht nur die Hitsinglequalitäten von Ohrwürmern wie „Charon“, „Down Like Suicide“ oder dem großartigen „Blaze Of Ashes“ (geiles Riff!), sondern die vielen verspielten Details. Sie sind zumeist nur im Hintergrund zu hören, sorgen aber dafür die Scheibe auch nach mehreren Durchläufen weiterhin spannend zu gestalten: so schimmert des Öfteren eine schweinecoole Hammond-Orgel aus dem Gesamtsound heraus, Streicher werden zur Akzentuierung verwendet oder ein Chor wie am Anfang von „Bridge And Anchors“ sorgt für epochales Skandinavienfeeling – die Gehörgänge werden permanent mit Songwriting vom Feinsten verwöhnt und die Band balanciert traumwandlerisch zwischen modernen und klassischen Sounds.

Ein drittes Studioalbum wird in der Musikindustrie gerne als „make it or break it“-Scheibe bezeichnet, also als wegweisend für die Karriere einer Band. Wenn dem im Falle AUDREY HORNE's so ist, dann können die Norweger der Zukunft ganz gelassen entgegenblicken, denn mit ihrem selbstbetitelten neuen Album haben sie ein verdammt starkes und selbstbewusstes Statement abgegeben. Bleibt also nur noch zu hoffen, dass es ordentlich promotet und von der geneigten Hörerschaft gebührend honoriert wird. Kaufen! Oder wie Sänger Torkjell "Toschie" Rød ganz am Ende des Albums so schön intoniert: „Farewell, Farewell… We Will See You Again“. Mit Sicherheit werden wir das. (Devy)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 50:33 min
Label: Indie Recordings/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 01.03.2010

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