Ihsahn - After

ihsahn_-_after.jpgDa ist es nun, das dritte Album der als Trilogie angelegten Veröffentlichungsreihe des Masterminds der viel zu früh verblichenen EMPEROR. Nach den beiden Scheiben „The Adversary“ von 2006 und „angL“ von 2008 präsentiert uns der norwegische Workaholic hier wieder einen dicken Brocken progressiver, metallischer Tonkunst, der sich gewaschen hat. Denn soviel gleich vorab: Die Scheibe ist der absolute Hammer geworden! Wer auf unkonventionelle Klänge und abgefahrenes Songwriting steht, wird an diesem Album definitiv nicht vorbei kommen. Doch eins nach dem anderen...

Kompetente Unterstützung an der Instrumentalisten-Front hat sich der gute Mann auch diesmal wieder durch Aesgir Mickelson und Lars K. Norberg, welche auch bei SPIRAL ARCHITECT die Rythmussektion bilden, an Bord geholt. Für die größte Neuerung im ihsanschen Soundgewand sorgt allerdings die Präsenz von Saxophonist Jorgen Munkeby, der einigen bereits durch seine Mitwirkung bei SHINING ein Begriff sein dürfte. Saxophon? Richtig gelesen! Was Puristen und auch mir als erklärtem Hasser des Klangs dieses Instruments erst einmal Sorgenfalten auf die Stirn treiben dürfte, stellt sich bereits beim ersten Hören als absolute Bereicherung heraus. Dies dürfte vor allem an dem durchweg ungewöhnlichen und verrückten Einsatz der Blechtröte liegen, den man z.B. im Song „Undercurrent“ im ersten Moment durchaus auch für ziemlichen kranken Gesang halten könnte.

Generell zeichnet sich die Scheibe einfach durch eine unglaubliche Vielfalt aus. IHSAHN springt wie bereits auf den Vorgängern mit einer Leichtigkeit zwischen den verschiedenen musikalischen Spielarten hin und her und vermengt diese so gekonnt zu einem stimmigen Ganzen, dass es einem bisweilen Angst und Bange wird. Da trifft wie in „A Grave Inversed“ hammerhartes Death Metal – Riffing auf absolut wahnwitzige, jazzig anmutende Saxophon-Arrangements oder treibende, melodische Metal-Leads auf ruhige akustische Parts die, von cleanem Gesang getragen, des öfteren an die ebenfalls kongenialen OPETH erinnern. Überhaupt scheint der Gastauftritt eines Herrn Akerfeldt auf dem letzten Album einigen Einfluss auf das Songwriting gehabt zu haben, da sich der genannte Vergleich des öfteren aufdrängt.

Insgesamt ist „After“ eines dieser Alben, auf dem es derart viel zu entdecken gibt, dass man selbst nach dem zigsten Durchlauf noch überrascht wird und Kleinigkeiten ausmacht, die einem vorher noch nicht aufgefallen sind. Zudem schafft es IHSAHN beim Songwriting punktgenau den Mittelweg zwischen Komplexität und Eingängigkeit zu finden, so daß die ganze Geschichte trotz der vorhandenen Fähigkeiten nicht zur reinen Selbstdarstellung musikalischer Könner verkommt. Ich habe selten ein Album in Händen halten dürfen, dass es geschafft hat, einen in eine verträumte, entrückte Stimmung zu versetzen und zur gleichen Zeit zum Abgehen und Ausrasten animiert.

Einziger Wermutstropfen ist das seltsam spartanische und nichtssagende Artwork, das der tiefgründigen Musik meines Erachtens in keinster Weise gerecht wird. Dies ist auch der Punkt, der mich davon abhält, dem Gesamtpaket die Höchstwertung zu geben. Musikalisch ist das Ganze auf jeden Fall eine 10, falls man solch musikalische Genialität überhaupt mit Punkten messen und bewerten kann. Für mich ganz klar schon jetzt ein Highlight des Jahres 2010! (Jörsch) 

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 52:21 min
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2010

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