Coronatus - Porta Obscura

coronatus-porta_obscura.jpgMetalbands mit symphonischem Einschlag und einer Frontfrau mit opernhaftem Gesang hat diese Welt ja schon mehr als einmal gesehen - kommt zum vermeindlichen Sopran jetzt noch eine Rockröhre hinzu hat man CORONATUS. Die Ludwigsburger Gothicmetal-Kapelle rund um die beiden Damen Carmen Schäfer und Ada Flechtner kommen mit "Porta Obscura" nun mit ihrem zweiten Album daher und spielen ihre Interpretation des female-fronted Metal in einer Art und Weise, wie man sie noch selten findet: authentisch, hart und technisch ausgefeilt - was gerade bei Bands aus diesen Landen und bei dieser schieren Flut an ähnlich gearteten Bands zu einer Seltenheit verkommen ist. 

Wie eigentlich nicht anders zu erwarten beginnt "Porta Obscura" mit einem sehr klassich gehaltenen Intro, dass, wie es sich für ein Intro gehört, ordentlich auf die Songs des Albums einstimmt und auch mit ein wenig Kitsch behaftet schon die Stärke der Bande offenbart: zwei weibliche Stimmen - eine rockig die andere klassisch - verbinden sich bei CORONATUS um den Versuch zu starten das Opernmetal-Umfeld aufzumischen. 
Das eröffnende "Exitus" greift ordentlich in die typische Gothicmetal-Schublade und wirft mit Bombast nur so um sich, wenn auch die Riffs ein Stückchen mehr auf den Punkt und mit mehr Härte gespielt erscheinen als bei den üblichen Genrekonkurrenten. Die Instrumentalfraktion jagt grundsolide durch den Song während die Sängerinnen ihr bestes geben; wenn auch vom Rockgesang hier noch so wenig zu hören ist, dass man den Song bedenkenlos zwischen all die anderen Gothicmetalsongs stellen kann, die man schon zu Hause im Regal stehen hat. 
Das anschließende, deutsche "Fallen", bei dem jetzt beide Gesangslinien voll zur Geltung kommen, zeigt sich im Vergleich zum Opener kompositorisch wie von einer anderen Welt. Die sich aufbauende Spannung greift dem geneigten Hörer direkt ins Gemüt und tröstet auch über die große Packung Kitsch hinweg, die bei deutscher Sprache natürlich gerade textlich mehr zu Buche schlägt als üblicherweise, was der Qualität des Songs jedoch keinen Abbruch tut, da hier in einer Songwriting-Liga gespielt wird, von der sich andere europäische Bands eine Scheibe abschneiden können. Gerade im Refrain wird deutlich, wie vielschichtig CORONATUS zeitweise agieren - wobei das Augenmerk auf dem Wort "zeitweise" liegt: schwingt man sich in den großen Momenten weit über andere Bands dieser Machart heraus, so fällt man in den weniger gelungenen Parts auch wieder Weit unter das Niveau auf dem man eigentlich spielen könnte. 
Um genau dieses Bild der Band zu schärfen kommt auch schon "In Silence" um die Ecke, das mich wirklich bis ins tiefste Mark und Bein überrascht: ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass mir als altem Anhänger des europäischen Kitsch-Powermetals mal ein Song zu Klischeehaft sein könnte, jedoch pasierte genau das beim ersten Hören von "In Silence". Hier wird nicht nur in die Klischeekiste reingegriffen, CORONATUS packen sie und kippen sie vollständig in ihr Songwriting. Jeder noch so kleine Teil des Stücks wirkt wie im Powerkitsch-Katalog bestellt und kommt an den Ohren eher wie der Soundtrack zur nächsten (trashigen) Fantasyromanze an, denn wie ein ernstzunehmendes Stück Musik.Dieses Wechselbad zwischen Hop oder Top über die gesamte Platte macht sie zu einem Zweischneidigen Schwert.Während Songs wie das oben genannte "Fallen" oder "Beauty In Black" beim Hören ordentlich Spaß machen und auch gerade wegen der gelegentlich aufkeimenden Härte der Instrumentalfraktion wirklich gut kommen, stehen diesen Teilen der CD immer wieder Kandidaten wie "In Silence" daher und versauen einem den dauerhaften Hörgenuss. Trotz dieser Schwachstellen kann und darf man CORONATUS eines nicht absprechen: mit den starken Momenten schaffen sie es ihre eigene Liga zu schaffen, in der sie unangefochten regieren dürfen. "Cast My Spell" zum Beispiel verfügt über ausreichende Härte im Riffing, den außerordentlich gelungenen Zweistimmigen Gesang, für den sich die Truppe selbst so rühmt und lässt auch die Klischeebegeisterten nicht im Stich. 
Insgesamt kann man sich bei der schwierigen Bewertung dieser Platte zwischen zwei Herangehensweisen entscheiden: überwiegt das Positive oder das Negative? Von meiner Warte aus überwiegt doch noch das Positive, das die richtig guten Songs das Zeug dazu haben wirklich was zu reißen, wenn man die wirklich schwachen Nummern zwischendrin einfach ausblendet, weshalb ich "Porta Obscura" insgesamt eine gute Note gebe, da die Stärke und das Potential dem ein oder anderen Powermetal- oder Gothicmetalfan enormen Spaß bereiten dürften. (Reini)
 
 

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 54:40 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 28.11.2008 
 
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