Benedictum - Seasons Of Tragedy

benedictum_seasonsoftragedy.jpgAnfang 2006 traten die Kalifornier von BENEDICTUM mit ihrem explosiven Debutalbum „Uncreation“ ins Licht der Öffentlichkeit. Nicht nur der knackige Heavy Metal den die Band spielt weiß zu überzeugen – vor allem Frontfrau Veronica Freeman besticht mit ihrer perfekten Metalstimme. Im Business gibt es wohl nicht viele Frauen, die mit ihrer Stimme eine derartige Aggressivität entwickeln. Nachdem die Band u. a. auch auf dem letztjährigen Wacken Open Air auftreten konnte, dürfte die Band akustisch (und optisch…) vielen in bester Erinnerung geblieben sein.
Mittlerweile schreiben wir 2008 und BENEDICTUM haben ihr Zweitwerk fertig eingezimmert: „Seasons Of Tragedy“ heißt das Silberscheibchen – man sei jetzt „gereifter“ – lassen wir uns überraschen, ob die neue Scheibe also noch die Explosivität des Erstlings erreicht…

Zu Beginn täuschen BENEDICTUM mit dem Intro „Dawn Of Seasons“ Ruhiges an – sobald dann aber „Shell Shock“ loslegt, freut sich das Metallerherz. Heavy Metal pur, voll auf die Zwölf – und dazu eine sägende Vorzeigestimme. Der Power dieses Songs kann man sich nur schwer entziehen – und BENEDICTUM haben nicht vor, es den Hörern bei den nachfolgenden Songs einfacher zu machen. „Burn It Out“ brettert zwar nicht mehr ganz mit dem Bleifuß daher, ist dafür erfreulich abwechslungsreich und dennoch eingängig – und Veronica lässt mit ihrer Stimme auch hier mächtig Dampf ab.
„Bare Bones“ rumpelt und groovt im Midtempobereich vor sich hin, tut sich etwas schwer mit klaren Melodielinien, so dass Veronicas Gesang passagenweise etwas sperrig scheint, dafür gilt auch hier: Power ohne Ende, geniale Gitarrenriffs und dazu eine Stimme, auf die auch ein Eric Adams neidisch sein könnte.
Nahtlos macht „Within The Solace“ in dieser Manier weiter, bäumt sich zwischenzeitlich regelrecht auf, um dann zum Ende die Bremse immer weiter anzuziehen.
Apropos Bremse – Mit „Beast In The Field“ vermutet man doch tatsächlich eine Ballade, nach wenigen Takten ist aber klar, dass dieses Intro auf etwas Großes hinarbeitet – und das kommt definitiv. BENEDICTUM gelingt mit dieser Nummer ein weiteres Mal das Kunststück, knallharte Riffs abzufeuern und gleichzeitig Melodie nicht zu vergessen. Wäre da nicht der etwas wirre Mittelteil mit Sprechgesang, die Nummer könnte ein kleiner Meilenstein des Genres sein.
Eine ähnlich massige Soundwand baut „Legacy“ auf, Veronica „zürnt“  ebenfalls in gewohnter Weise, aber die vorangegangenen Songs haben die Messlatte einfach zu hoch gelegt, hier fehlt doch etwas. Auch „Nobodies Victim“ rumpelt ganz ansehnlich vor sich hin, aber es lässt ebenfalls diese eigenständige Klasse eines „Shell Shock“ vermissen.

Was kommt einem Metaller als Erstes in den Sinn, wenn man „Balls To The Wall“ hört? Genau – ACCEPT. Mein erster Gedanke beim Lesen des Songtitels war „Aha, eine Coverversion“ – und in der Tat: BENEDICTUM covern den ACCEPT-Klassiker. Und sie halten sich dabei weitestgehend an das Original – allerdings kann Veronica soviel zürnen wie sie will – einen Udo Dirkschneider kann sowas kalt lassen. Nichtsdestotrotz eine veritable Version.

Zu „Steel Rain“ wird es richtig beschaulich, das erste Mal auf dem Album übt sich Veronica in klarem Gesang. Und abgesehen von einigen Shouts beim Refrain bleibt die Nummer auf ihren gesamten 05:45 Minuten stark auf der Bremse, wenngleich sich durchaus die ein oder andere Gitarrenwand insbesondere zum Ende hin aufbaut und dem Track eine gewisse Dynamik verleiht.

Den Titeltrack „Seasons Of Tragedy“ haben sich BENEDICTUM für den Schluss aufgespart. Satte 11,5 Minuten bringt das Machwerk auf die Waage – allerdings hätte man sich die erste Minute für das befremdlich wirkende Intro sparen können. Danach aber gibt es nichts mehr auszusetzen – ein wahres Epos mit allen Dingen, die man sich vorstellen und wünschen kann. Veronica Freeman in Bestform und eine Instrumentalfraktion, die alles aus sich und den Instrumenten herausholt. Allerdings muss man sich als Hörer auch auf die Nummer einlassen – hier handelt es sich eben nicht um ein schnelles „auf die Zwölf“ Metal-Granätchen.

Also wenn BENEDICTUM nicht steil auf dem Weg nach oben sind – „Uncreation“ war für ein Debut schon unverschämt gut und ausgereift, dann konnte die Band im Verlauf ihrer Europa-Tour mit DORO scharenweise die Leute von ihren Fähigkeiten überzeugen – und jetzt legen sie mit „Seasons Of Tragedy“ noch einen obendrauf. Einfach ein hervorragendes Scheibchen! (Naglagor)


Anspieltipps: „Shell Shock”, „Beast In The Field”, „Seasons Of Tragedy“

 

Bewertung:   8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 59:02 min
Label: Locomotive Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2008

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