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Zum ersten Mal fand Anfang September diesen Jahres das Rock Area Festival statt. Platziert am Losheimer Stausee im feinen Saarland, schickten sich die Veranstalter an, mit den Headlinern DISILLUSION und MOOONSORROW für den Samstag und LEGION OF THE DAMNED, HATESPHERE und EKTOMORF für den Sonntag, ein Festival im Saarland zu etablieren. Das RA 2008 ist schon in Planung, von daher, Mission gelungen! Ein sehr nettes Wochenende ist es geworden, das auf Nummer Zwei freuen lässt.

Die Veranstalter betteten das Festival in ein Klima - Schutzkonzept, das während der eigentlichen Action und für den Besucher kaum Bedeutung hatte und deshalb mal in diesem Bericht außen vor gelassen werden soll. Interessierte können sich auf www.co2ol.de näher über die Maßnahmen erkundigen.

Nun aber zum Entscheidenden, der Musik:

 

 

Samstag, 01. September

 

Zu den letzten Tönen von SERAPHS FALL betrete ich das überschaubare Gelände am, Losheimer Stausee. Der „Weg nach Unten" zum Gelände zog sich leider länger als gedacht und es war nur im Nachhinein zu erfahren, dass die Metalcoreler mit Aushilfssänger Peter von der saarländischen Deatchcore Institution POINT OF INFLECTION das Rock Area bestritt! Außerdem sollte die Band für eine ganze Weile das härteste und vor allem metallischste sein, was man an diesem Tag zu hören bekam.


Denn gleich die zweite Band des Tages, BLACK ROSE, verzichtet gänzlich auf Arschtritte und musikalische Gewalt und spielt den Bereich vor der Bühne mit sehr langatmigem, melancholischem Seicht - Rock beängstigend leer. Auf einem Festival mit Headlinern wie LEGION OF THE DAMNED und HATESPHERE will man seinen Ohren fast nicht trauen und sehnt sich ein Kissen herbei, um es sich noch ein Ründchen auf der grasgrünen Wiese gemütlich zu machen. Für Fans des ultra extrem soften Rocks vielleicht angebracht, in Losheim sieht man die Menschen eher gähnen als sich freuen. Falsche Band für dieses Festival.


Diejenigen, die für die Headliner gekommen sind, dürfen die Ohren gerne auf der Wiese lassen oder sich einen Crepes nach dem anderen einverleiben (oder eher wat fleischiges), denn mit EVERMENT geht es ganz und gar nicht metallischer weiter. Der Name ROCK Area ließ ja bereits im Vorfeld einen bunten Stilmix erwarten, aber bei den ausnahmslos metallischen Headlinern, wagte der geneigte Hartwurstkonsument doch, ein wenig auf das entsprechende Rahmenprogramm zu hoffen. EVERMENT konnten dies ähnlich wenig liefern, wie die Band zuvor. Man muss den Jungs zugestehen, dass sie ihren Kuschelrock durchaus ansprechend intonieren und mit gefühlvollem Gesang überzeugen. Leute vor die Bühne bringen sie allerdings genau so wenig wie BLACK ROSE. Noch einmal falsche Band für dieses Festival.


Der Soundcheck zur nächsten Combo lässt ein wenig Hoffnung sprießen, man hört verzerrte Gitarren und um einiges rockigere Riffs. SPEEDRECORDER drehen zwar endlich mal ein wenig die Amps auf und nutzen auch die dafür extra in die Geräte eingebaute Verzerrung, agieren aber nicht viel aufrüttelnder als ihre zwei Vorgänger. Ihr Mix aus Rock, Grunge und Stoner verändert den klaren Blick auf die Bühne in keinster Weise. Qualitativ stehen die Jungs EVERMENT um mehrere Schritte nach, können aber mit ihrem Sound wenigstens als Rock durchgehen. Immerhin. Überzeugend ist aber anders. Es bleibt die dritte falsche Band für dieses Festival.


rockarea07_hardcut.jpg Die erste verpasst, die nächsten drei so seicht, dass man nimmer mag, liegen jetzt alle Hoffnungen auf HARDCUT. Im Saarland schon recht alteingesessen, zelebriert das Sextett als eine der wenigen übrig Gebliebenen eine Art New Metal, die man am ehesten von SLIPKNOT kennt. Und was hört das von Kuschelrock verkrustete Ohr da? Die Jungs zeigen sich äußerst variabel in ihrer Stilfindung und brechen gleich mit einem SLAYER Riff par Excellanze los und rappeln so einige Metaller wieder aus ihrem tiefen Schlaf. Die Menge vor der Bühne wird locker verfünffacht (an sich nicht besonders schwer) und das erste Mal (SERAPHS FALL ausgenommen, weil nicht gesehen) bewegt sich das Publikum zu den Rhythmen aus Richtung Bühne. Auf den Brettern wird auch wahrlich geackert, gehüpft und gebangt, so weit es mit kurzen Haaren eben geht. Sänger Patrick Naumann ist mit seiner facettenreichen Stimme der bis dato Gewinner des Festivals und kann mit tiefen Schreien, gutem Clean Gesang und Rap überzeugen. Keyboarder Achim Werle bedient neben Samples auch ein wenig Perkussion und verkloppt taktgerecht ein Bierfass mit einem Baseballschläger. SLIPKNOT lassen nett grüßen. Mit dem von Fans gefordertem „Boomerang" der saarländischen Legende BLACKEYED BLONDE wird der Set beendet und HARDCUT haben sich als Wachrüttler für die gelangweilten Besucher heute mit Sicherheit einige neue Freunde gemacht! Bitter nötig!

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Zu schön war's gewesen... Mit NO ONE KNOWS betritt dann eine blutjunge Truppe die Losheimer Bretter, die wohl am ehesten als Emopunk zu bezeichnen sind. Man fragt sich, wie öfters an den zwei Festivaltagen, wie die Running Order ausgemacht wurde. Denn verständlich ist die Aufteilung keineswegs. NO ONE KNOWS kommen ähnlich an, wie die ersten drei gesehenen Bands, können sich nur über ein paar mehr Fans vor der Bühne erfreuen. Allerdings werden sich nicht wenige ob der schiefen Töne des Sängers nach dem Kissen von eben zurück sehnen, um es sich um die Ohren zu wickeln! Aber seien wir nicht zu streng, ich gebe zu, dass ich als Redakteur eines Metal Magazins vielleicht ein wenig übertreibe! Zu verwöhnt ist man von musikalischer Qualität. NO ONE KNOWS werden die gar nicht wenigen Emos im Publikum wahrscheinlich verzückt haben und in ihrem Genre wird die Truppe wohl ihre Anhänger gefunden haben. Hier allerdings wieder einmal falsche Band für dieses Festival!


rockarea07_nion01.jpg Mit NION betritt dann die einzige Melodic Metal Band die Bühne am Stausee. Das Rock Area markiert den ersten Auftritt der Truppe überhaupt, man durfte also durchaus gespannt sein, welche neue Band sich da im Saarland auftut. Ganz so neu sind die Mitglieder der Band allerdings nicht, stellt sie sich doch sowohl aus ehemaligen Mitglieder von BEYOND SERENITY und HORUS zusammen, als auch mit Bandkopf Siegfried Schüssler an der Gitarre den etatmäßigen Sänger von MESSENGER und den ehemaligen BROKEN GRACE Flitzefinger Kai Stringer. Eine illustre Gesellschaft für Sängerin Marzena, die während des Intros die Bühne in selbst entworfenem Kostüm betritt und einen Bauchtanz auf die Bretter bringt.
Die ersten Songs wirken noch etwas holprig, da man sich auf der Bühne scheinbar gar nicht hören kann, was sich aber im Laufe des Sets ändert.rockarea07_nion02.jpg Die Band wird tighter und selbstbewusster und post um die Wette, wobei sich besonders die zwei Gitarristen hervorheben. Was Siggi und Herr Stringer hier abziehen, ist nicht von dieser Welt. Reihenweise kann man auf dem Gelände die Kinnladen auffegen, musikalisch kann NION von keiner Band des Festivals getoppt werden, nicht umsonst stehen hier zwei der bekanntesten und besten Gitarrenlehrer des Saarlandes im Bereich Rock und Metal zusammen auf der Bühne. Der absolute Wahnsinn, was hier technisch geboten wird.
Die Probleme mit dem Sound und die Unsicherheit des ersten Auftritts interessiert die Fans vor der Bühne sehr wenig und sie fordern nach dem Set, das von dem genialen „Witches Rune" angeführt wird, laut eine Zugabe, die auch gleich mit „Hunting high and low" gewährt wird.
Diese Band ist zu Großem bestimmt, wenn sie auch live noch ein wenig mehr zusammen wachsen und sicherer werden muss. Für ihren ersten Auftritt überhaupt haben NION den Melodic Fans schon ordentlich Geschmack auf mehr gemacht!

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Das totale Kontrastprogramm wird danach aufgefahren. Nach der melodischsten Band des ganzen Festivals folgt mit GRIND INC das brutalste, was das Rock Area an diesem Wochenende erleben darf. Der Name ist Begriff, denn hier wird aufs Böseste geprügelt! Mit nur einer Gitarre kommt so viel Druck aus den Boxen, wie manch andere Band mit drei nicht schafft, was auch nicht wenig an der Qualität des Klampfers liegen mag, der fehlerfrei die geilsten Death Metal Riffs durch die boxen jagt. Warum hier allerdings zwei Sänger mit ähnlichen Stimmen die Mikros beackern, will nicht ganz einleuchten. Vor allem in Losheim (anders noch eine Woche zuvor auf den UFTG) scheint Sänger Nummer Zwei arg in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Die Zeichen deuten auf einen fiesen Kater, was aber selbstverständlich eine unbestätigte Vermutung bleibt.
Die Fans können sich über das erste richtig harte Brett des Tages freuen und man sieht nach dem Gig einige neu erworbene GRIND INC Shirts über die Wiese schlendern. Ultrabrutal und einfach nur geil!rockarea07_repulsed.jpg


 Folgen sollten nun die Metalcore Newcomer THE SORROW. Krankheits- bedingt musste ihr Gig aber leider abgesagt werden, was der saarländischen Formation REPULSED die Chance zu teil werden lässt, zu sehr guter Spielzeit direkt vor dem ersten Headliner ihr Können unter Beweis zu stellen. Die Band stellt sich zusammen aus dem ehemaligen TOMORROW'S EVE Drummer Oliver Jungmann und Musikern der legendären PHOBOS, die vor einigen Jahren als eine der wenigen Metalbands im Saarland auf sich aufmerksam machten (Jungmann gehörte damals auch zur Band), und Ex - Mitgliedern der Alternativ Rocker ENTER THE PHOENIX. Die Jungs lassen auf den Brettern nichts anbrennen und geben alles, um ihre einmalige Chance zu nutzen. Besonders auffällig ist die markante, warme Stimme von Sänger Matthias, der sich ordentlich ins Zeug legt, um die etwas enttäuschte Menge, die auf THE SORROW hoffte, doch auf ihre Seite zu ziehen.. Die Fans vor der Bühne wirken etwas schwermütig, aber der Mix aus Alternative und Metal und somit die genaue Schnittmenge ihrer ehemaligen Bands, weiß qualitativ sehr zu gefallen, aus dieser Band könnte noch etwas ganz Großes werden. Chance genutzt und gut präsentiert, Sehr gerne wieder!

 

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Und eine weitere Änderung, DISILLUSION befänden sich noch auf der Autobahn und seien somit nicht in der Lage, ihre vorgesehen Anfangszeit einzuhalten. Egal, wird MOONSORROW vorgezogen, die die völlig steil gehenden Zuschauer nun mit einer Wand aus Epischem Metal zermalmen. Auf dem Summer Breeze war ich noch wenig überzeugt von der Band und ihren ausufernden Songs. Auf dem Rock Area, vor deutlich geringerer aber nicht weniger enthusiastischer Menge, überzeugen die Finnen auf ganzer Linie. Eine pure Wand aus Melodie, Bombast und vor allem leidenschaftlicher Spielfreude fegt den Besuchern das Toupet von der Brust. Eingängigkeit darf man hier natürlich nicht erwarten und Songs wieder erkennen, das gelingt wohl nur den beinharten Fans, die sich sogar die unaussprechlichen finnischen Songtitel merken können. Bei exzellentem Sound spielen und singen sich die Finnen in die Herzen der Zuschauer, die nach dem mit 20 Minuten Epen gespicktem Set rundum zufrieden in die Wiese nieder sinken und sich freuen. Wahnsinnig gut!
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rockarea07_disillusion01.jpg Sie haben es noch rechtzeitig geschafft. DISILLUSION betreten die Bretter nach dem angekündigten „schnellsten Umbau der Metalgeschichte" (der übrigens fehlschlug), um den verbliebenen Rest mit ihrer äußerst schweren Kost zu beglücken. Gerade mal die Hälfte der Zuschauer, wenn überhaupt, bleibt standhaft oder wird noch nicht von Mama abgeholt und bereitet sich auf ein Set voll Progressivität vor. Für das Rock Area gilt das gleiche, wie fürs  Summer Breeze zwei Wochen zuvor, deshalb erlaube ich mir, einen Absatz von mir selbst zu „borgen": Die Überprogressivität, die hier eher in Punkto Atmosphäre über den Zuhörer einstürzt, ist für viele nicht ganz zu fassen. DISILLUSION ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert, eine technisch einwandfreie Band sind sie allerdings ohne Zweifel! Und sie tun ihr bestes, die wahnsinnig komplexen, schweren Songs live so gut wie möglich rüber zu bringen. Mit Bassistin Alla hat man einen Blickfang und fantastische Musikerin in einem ins Team geholt und als letzter Song knallt „Don't go any further" noch mal recht straight in die Menge.
Der Unterschied liegt eigentlich nur darin, dass DISILLUSION in Losheim länger spielen und Basserin Alla etwas arg gerädert erscheint und sich mit dem Posen ein wenig zurück hält. Ansonsten für die Fans und Aufgeschlossenen ein faszinierender Gig, wenn auch etwas schwer verdaulich zum Abschluss des ersten Tages!

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Sonntag, 02. September: 

 

Und schon wieder Schande über mich... Aufgrund der obligatorischen sonntäglichen Trägheit und ca. 45 Minuten Anfahrt durchs ganze Saarland (es bestanden aber ausreichende Campingmöglichkeiten vor Ort in Steinwurfnähe zum Festivalgelände, nach dem Festivalmarathon im August freute ich mich aber sehr auf ein warmes Bett ;-)) verpasse ich leider die Saarländischen Metal Battle Gewinner CHANTZ OF NOISE. Ob leider oder zum Glück wage ich nicht zu entscheiden, ohne sie in Losheim gesehen zu haben...


Zu den letzten Tönen von SAMARAH betrete ich das Gelände und ärgere mich zutiefst, dass ich auch diese Band fast ganz verpasse. Denn die saarländischen Newcomer klingen wahnsinnig gut. Sehr gut eingespielt mit fantastischen, eingängigen Songs in der Schnittmenge aus ein wenig Alternative und Metal der Mitte 90er METALLICA. Von dieser Band wird man noch einiges hören!!

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Die erste volle Band des Tages für mich ist somit ENRAGED BY BEAUTY. Metalcore aus Pirmasens ist angesagt. Optisch eine gute Mischung aus Metal und Hardcore, liegt der musikalische Schwerpunkt der Truppe bei flotten Thrashparts mit ordentlichem Groove - Wumms dahinter. Die erst 2005 gegründete Band kann durch ihre aktive Performance mit viel Bewegung auftrumpfen und auf einige mitgebrachte Fans zurückgreifen, die ihnen einen netten Empfang bereiten. Die Menge vor der Bühne hat sich locker verdoppelt und tritt ENRAGED BY BEAUTY mit Wohlwollen entgegen. Viel Core ist in dem Sound der Pfälzer nicht zu finden, Sänger Dirk Hoffmann growlt eher deathlastig ins Mikro und ein paar Breakdowns machen noch keinen Hardcore aus. Die Band entpuppt sich als guter Wachrüttler für die verschlafenen Nasen auf dem Gelände. Wer die Band live erleben will, sollte sich den 3. November merken, an dem das von Neckbreaker präsentierte Death Match Nummer Zwei in Saarbrücken stattfindet! Alle näheren Infos findet ihr hier .

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 Die folgenden SIX FLYING PUTANAS machen dann in Windeseile den guten Eindruck der Vorbands zu Nichte. Das Beste an diesem Auftritt war die EXODUS Wollmütze des „Shouters", der jenseits seines guten Kleidungsgeschmacks mit seinem völlig undifferenziertem Gebrülle die meisten Besucher vor der Bühne vertreibt. Dabei lässt die Rhythmusgruppe eigentlich kaum Wünsche offen. Zumindest in Punkto technischer Qualität kann man sich über die Truppe nicht beschweren. Irgendwo im PANTERA Umfeld bewegt sich Gitarrist Laurent, der mit seinen schweren, groovigen Riffs durchaus zu überzeugen weiß. Aber alle Bemühungen, die die Musiker anstrengen verfliegen vollkommen im charakterlosen Gebelle des Frontmanns. Wenn sich der Herr mit Mütze ein wenig mehr Mühe um eine Ausdifferenzierung seines „Gesangs" machen würde oder man gleich einen neuen Mann ans Mikro bitten würde, dann würde sich die ganze Geschichte doch schon ganz anders anhören. Nicht wenige sind an diesem schönen Tag in Losheim derselben Meinung und verziehen sich lieber an die Stände, um was zu futtern oder zu trinken.

 

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Eine fette Old School Ladung pfeffern uns danach OBSCENITY um die Ohren und lassen den vorigen Auftritt wieder vergessen. Die Death Metal Formation aus good old Germany heizt bereits seit 1989 durch die Lande und hat sich in dieser Zeit einen kleinen Kultstatus erarbeitet. Auf eine Stufe mit den ganz großen hat man es zwar leider nie geschafft, aber am zweiten Tag des Rock Area Festivals weiß man, wie man seine Fans zufrieden stellt. Old School Death Metal at ist best auf hohem technischem Niveau. Die Erfahrung merkt man den Deathern nicht nur an ihren Gesichtern, sondern auch an ihrem Spiel an, hier sitzt jedes Break und jeder Blast. Als Sonntags - Pendant zu GRIND INC. die brutalste Band des Tages, ein Muss für jeden Old School German Death Metal Fan. Ein herrliches Schlachtfest!

 

Während des EPILOGUE Gigs spalten sich die Meinungen... Auf der einen Seite steht die innovative Musik der Truppe und die sehr engagierte Performance, auf der anderen Seite die immer unerträglicher werdende Kickbox Aktion mancher „Fans" vor der Bühne.
Es sollte wohl jedem klar sein, dass diese Kickboxerei, in die viel zu oft Außenstehende, Nicht-Interessierte einbezogen werden, nichts, aber überhaupt gar nichts mit Heavy Metal zu tun hat! Und da EPILOGUE instrumental zu ganz großen Teilen aus purem Metal besteht, darf dieses Thema hier auch durchaus angeschnitten werden! Denn diese Nasenbären, die sich immer wieder vor der Bühne mit ihren Gewalttätigkeiten profilieren müssen, sind dafür verantwortlich, dass es bei jeglicher bisher geglückten musikalischen Verschmelzung von Hardcore und Metal in gewissen Teilen immer noch unmöglich ist, die Menschen dahinter zusammen zu bringen. Metaller bleiben natürlich gerne unter sich und durch den aufstrebenden Metalcore drängt sich eh schon eine beachtliche Menge Nicht - Metaller in die seit Jahrzehnten eingewachsene Szene und auf viele Metalkonzerte, die immerrockarea07_epilogue.jpg wieder für Problempotential sorgt. Hier geht es nicht um Toleranz, sondern um Respekt vor anderen und den haben diese Kickbox Fanaten nun mal überhaupt nicht. Nicht umsonst stellen sich immer mehr Old School Hardcoreler gegen diese New School Gewaltbewegung und distanzieren sich vehement davon! Lasst die Gewalt aus der Musik, denn die hat dort nichts zu suchen. Tobt eure überschwänglichen Aggressionen in einem Verein oder mit eurem Kopf an einer Betonwand aus, in der Musik hat solch ein respektloses Verhalten keinen Platz!

Zurück zu EPILOGUE: Die Jungs um den in weißen Sportklamotten gekleideten und somit am ehesten an SUICIDAL TENDENCIES Frontmann Mike Muir erinnernden Fronter Markus überzeugen musikalisch mit fettem, groovendem Thrash Metal im mittleren Tempo. Die etwas zu eintönigen Shouts werden aufgepeppt mit sehr gut gesungenen Cleanparts von Gitarrist Chris, die dem Sound eine ganz besondere Note verpassen. Besonders Songs wie „Yearning" oder „Black winds" überraschen mit eingängigen Melodien und wissen die Musikfans zu überzeugen. Den Kickboxern wird's egal sein. Schade drum, denn EPILOGUE haben musikalisch einiges zu bieten.rockarea07_machinemadegod.jpg

 

MACHINEMADE GOD machen dann den Metalcore Überschwang des Festivals perfekt! Allerdings sollte man die junge Band nicht auf breaklastige Rhythmen und Hardcore Geshoute reduzieren. MACHINEMADE GOD differenzieren sich mit atmosphärischen Keyboard Parts und gefühlvollem Clean - Gesang von dem 08/15 Metalcore, den man an jeder Ecke finden kann. Die Jungs schlagen mächtig Alarm auf der Bühne und legen eine ordentliche Performance hin, die die Fans zu überzeugen weiß. Besonders die haarprächtigen Gitarristen bangen um die Wette, während sich der mit Emo- Scheitel bewachsene Sänger die Seele aus dem Leib schreit. Höhepunkt des Sets markiert der kleine Hit "Kiss Me Now, Kill Me Later" und die neuen Tracks vom kürzlich erschienenen Album „Masked". Guter Anheizer für das folgende Headliner Dreigespann.

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 Meine Fresse... wie kann man nur ein solche gnadenloses Brett fahren? LEGION OF THE DAMNED hämmern mal so locker alles in Grund und Boden, was sich an diesem Wochenende anschickte, harte Musik zu präsentieren. Plötzlich ist alles vergessen. Kickbox Idioten, soft seichter Mädchenrock, alles egal. Jetzt wird gebangt! Und zwar ohne Unterbrechung! Mit wahnsinniger Primitivität, oder sagen wir Einfachheit, schaffen es die Holländer eine brutale Thrash Granate nach der anderen in die blutdürstige Menge zu schmettern ohne dieser auch nur eine Sekunde Pause zu gönnen. „Legion of the damned", „Into the eye of the storm" vom Debüt oder "Undead stillborn" und "Sepulchral Ghoul" vom letzten Hammeralbum "Sons of the Jackal" sind Brecher vor dem Herrn und zeigen den vorwiegend jungen Zuschauern, wie ein RICHTIGES Metalbrett zu klingen hat! DAS IST THRASH METAL!!! Pseudometaller aller Länder, packt die Pommesgabel wieder ins Täschchen und geht in den Keller hüpfen oder verneigt euch vor der gnadenlosen Metal Macht von LEGION OF THE DAMNED! Hell Yeah, so soll das sein. Voll auf die Fresse, immer wieder ein schmerzvolles Erlebnis! Fantastisch!

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rockarea07_hatesphere1.jpg Es schätze sich jeder glücklich, der den Rock Area Auftritt von HATESPHERE genießen durfte. Dieses Konzert markiert eines der letzten mit Sänger Jacob Bredahl. In Losheim tritt die Band bereits mit sage und schreibe 3 neuen Mitgliedern auf und jetzt findet sich Gitarrist und Bandkopf Pepe sogar als alleiniges Gründungsmitglied wieder. Nunja, so geht's eben, wenn eine Band Stufe um Stufe auf der Popularitäts- Skala nimmt, da bleibt so einiges auf der Strecke und wer nicht bereit ist, den entsprechenden Einsatz zu zeigen, muss das rasende Schiff eben verlassen, sonst wird es auf der Stelle treten oder untergehen!
Schade um Meister Bredahl, der in seinem sehr routinierten, aber stets engagierten Acting auf der Bühne immer wieder überzeugte. Auch das Rock Area wird „gerockt" und nicht zu knapp, HATESPHERE prügeln mit ihren „Songs about hate" all das in Grund und Boden, was LEGION OF THE DAMNED noch übrig gelassen haben (was nicht wirklich viel ist, aber die jungen Leute haben gute Heilungskräfte). Wenn man sich die Truppe in Losheim so anschaut, den Spaß, der auf der Bühne herrscht und auf die Fans übertragen wird, dann gibt es durchaus Rätsel auf, warum Bredahl nicht mehr mit von der Partie ist. Die internen Differenzen müssen zu groß gewesen sein. „Heaven is ready to fall", „Low life vendetta", „Drinking with the King of the Dead", "Let them hate" und so viele Thrashgranaten mehr haben HATESPHERE zu einer ganz besonderen Band werden lassen. Brutal, schnell aber trotzdem abwechslungsreich und vor allem live immer wieder mitreißend. Wie auch in Losheim, ein trotz anfänglicher Soundprobleme, vor allem in Punkto höhenlastigem Bass, sehr geiler Gig, der für mächtig Spaß in der Menge sorgt und grinsende Gesichter hinterlässt. Vor allem nach der Ansage „I think Soulfly is playing afterwards..."
Hoffentlich finden HATESPHERE, bzw Cheffe Pepe einen würdigen Ersatz für das Fronttier Bredahl, dass man noch lange solch geile Auftritte von den Dänen genießen kann. Wir werden sehen...

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 Ja, SOULFLY... diese Vergleiche werden den Ungarn von EKTOMORF für immer und ewig nachgehen. Und zwar zu Recht, denn der Vierer richtet sich nicht nur musikalisch ganz ganz deutlich nach dem brasilianischen Vorbild, sondern präsentieren sich auch äußerlich entsprechend. Die grün - gelben Kleidungsstücke sprechen Bände und somit müssen sich die Jungs nicht wundern, wenn der Name ihrer Helden immer wieder in ihrem Zusammenhang fällt.
Man kann von EKTOMORF halten, was man will. Wer den modernen Hüpf - Metal nicht mag, der muss trotzdem objektiver Weise zugeben, dass die Ungarn eine fantastische Liveband darstellen, die die Menge vor der Bühne restlos zum Ausrasten bringt. Zumindest ihre Fans. Aber die reichen auf dem Rock Area absolut aus, um ein lustiges Panorama aus hüpfenden Körpern zu kreieren, so dass der trockene Boden vor der Bühne nur so über das Gelände staubt. „I know them" oder „Outcast" lassen Losheim brennen und man muss zugeben, dass hier ein würdiger Headliner das erste Rock Area abschließt.

 

 

Ein paar Worte der Kritik sollen bei der ersten Ausgabe eines Festivals durchaus erlaubt sein, vor allem, wenn eine Neuauflage schon in Planung steht:


Im Vorfeld zog man sich ein wenig Ärger ein mit dem immer öfter zu Tage tretenden „Pay to play" System für regionale Underground Bands. Dabei werden interessierte Bands verpflichtet, ein gewisses Kontingent an Karten vom Veranstalter zu kaufen, die dann weiter verkauft werden. Dabei kann die Band selbst zwar auch ein wenig verdienen, muss aber für das Festivals Karten verkaufen, also im Endeffekt bezahlen, um spielen zu dürfen. Verständlich von Veranstalterseite aus, da man so problemlos an Zuschauer heran kommt. Der Gedanke, den Underground zu unterstützen, trägt diese Idee aber nicht zwingend.
Ein Vorschlag wäre hier, einen Kompromiss zu schließen und das System, wenn nicht anders möglich, bei zu behalten, dabei aber  die Anzahl der Karten gering zu halten.


Außerdem sollte 2008 darauf geachtet werden, dass das „Vorprogramm" der Headliner musikalisch besser aufeinander abgestimmt wird! Gerade samstags waren doch einige langen Gesichter zu sehen, die sich nach ihrem Bett sehnten, nicht immer wegen der fehlenden Qualität der Bands, sondern weil es vom Stil her schlichtweg oft nicht passte. Für 2008 sollten genug Bewerbungen eingehen, damit man das Billing etwas an die Headliner, die auch die meisten Besucher ziehen werden, anpassen kann.
Die Running Order sollte auch beim nächsten Mal schon mehrere Tage vor Beginn beinfest stehen und öffentlich gemacht werden, was für die samstägige leider nicht funktioniert hatte.


Für viel Aufregung sorgten die Probleme mit den Toiletten am Samstagabend. Auf dem normal als Strandbad funktionierenden Gelände findet sich ein Toilettenhäuschen mit ausreichend Spülklos für Männlein und Weiblein, etwas, was nur ganz wenige Festivals von sich behaupten können, also ein Riesen Plus für das Rock Area. Dummerweise wurden diese Klos gen Abend verstopft und konnten einige Stunden im Ganzen nicht mehr benutzt werden. Was dazu führte, dass zumindest für die Mädels auf dem Gelände gar keine Möglichkeit mehr bestand, sich zu erleichtern. Mit diesem Problem rechnete natürlich niemand, sorgte aber verständlicherweise für ordentlich Unmut bei vielen Besuchern. 2008 sollte darauf geachtet werden, dass zu den zugegebenermaßen recht sauber gehaltenen Klos auch Dixis zum Ausweichen bereit stehen. Man könnte diese ja rein für den Notfall aufstellen und vorerst abgesperrt lassen!

 

Abgesehen von den angesprochenen Problemen, die sich doch noch sehr im Rahmen halten, wenn man bedenkt, dass dies das erste Rock Area überhaupt war, war es ein wunderschönes Wochenende am See mit toller Musik und Atmosphäre.

Die günstigen Preise von 15 Euro für zwei Tage im Vorverkauf und die tolle Location direkt am See trugen dazu bei, dass das Rock Area 2007 zu einem Erfolg für seine Besucher wurde.

Freuen wir uns auf die Nummer Zwei nächstes Jahr, wir werden auf jeden Fall wieder dabei sein und berichten!

Das Rock Area 2008 findet am 29. und 30. August 2008 statt, Watch out and be there! Infos unter www.dark-spring.de

(Bernie)

 

Mehr Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie .

Alle Fotos von Bernie, außer Machinemade God, LOD, Hatesphere und Ektomorf von Max (Gesichterparty.de), vielen Dank! 

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