Die liechtensteinisch-schweizerische Kooperation ELIS war in den letzten Jahren definitiv mehr vom Pech als vom Glück verfolgt und musste schon einige Nackenschläge hinnehmen. Wir erinnern uns sicherlich noch alle daran, wie im Juli 2006 die Nachricht vom plötzlichen Tode der damaligen Sängerin Sabine Dünser die Runde machte. Trotz dieses schweren Schicksalsschlags entschieden sich die verbliebenen vier ELIS Mitglieder dazu, die Band mit neuer Frontdame fortzusetzen, die Szenekennern bereits von ihrer Mitarbeit bei SIEGFRIED oder DREAMS OF SANITY bekannt sein dürfte. Ich rede natürlich von der Österreicherin Sandra Schleret, eigentlich der beste Ersatz für Sabine Dünser, den man finden konnte, so hart das jetzt auch klingen mag. Das erste hörbare Ergebnis dieser neuen Konstellation, lautet auf den Titel „Catharsis“ - ein wirklich passender Albumtitel; zur Erläuterung – Catharsis bedeutet so etwas wie „Heilung durch Leiden“.
Bei den restlichen 10 Songs von „Catharsis“ hebt sich meine Stimmung allerdings nicht in ganz so euphorische Regionen wie bei „Core Of Life“. Vor allem die beiden in deutscher Sprache vorgetragenen Songs „Des Lebens Traum – Des Traumes Leben“ und „Das kleine Ungeheuer“ sowie das mächtig harte „Mother's Fire“, weder Fisch noch Fleisch, können mich nicht überzeugen.
A propos hart, es fällt sofort auf, dass ELIS noch einmal eine Schippe an metallischer Härte draufgepackt haben. Bei aller Eingängigkeit, die es auf „Catharsis“ natürlich nach wie vor gibt, ist das vierte ELIS Album bei weitem kein Pop-Gothic Album, sondern ein durch und durch Heavy-Gothic Album. Die Gitarren von Pede Streit und Chris Gruber braten amtlich, Schlagwerker Max Näscher scheut sich nicht vor heftigen Doublebassattacken und als Gegenpol zur zarten Sängerin darf Bassist Tom Saxer bei einigen Songs ein paar derbe Grunts dazusteuern. Da ist man fast geneigt, jetzt die „Beauty And The Beast“ Schublade aufzumachen, aber eben nur fast, denn ELIS sind mehr als das.
Härtetechnisch fallen lediglich die angenehme Ballade „Rainbow“ sowie das Jennifer Rush Cover „I Come Undone“ durchs Raster, das man gleich als Cover ausmacht, auch wenn ich eine halbe Ewigkeit gebraucht habe, um zu merken, dass es genau DAS Cover von DER Person ist. Egal, gut gemacht ist es auf jeden Fall!
Ansonsten gibt’s auf „Catharsis“ neben dem genialen Opener noch einige weitere hörenswerte Songs zu entdecken, wie zum Beispiel „Warrior's Tale“, das wegen des Gastgesangs von Michelle Darkness (END OF GREEN) einen leichten Dark Wave Touch erhält, oder die stark an die Verbündeten im Geiste, LEAVES' EYES, erinnernden „Twinkling Shadow“ und „The Dark Bridge“.
Insgesamt schaffen ELIS den Spagat aus Bombast, kitschigem Gothic Flair und rabiater Härte ganz ordentlich, was mir aber an „Catharsis“ fehlt, ist der letzte Kick, das letzte Quentchen an mitreißenden Songs. Von daher macht die Bewertung bei 7 Punkten Halt. (Maik)
Bewertung: 7 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:58 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 27.11.2009
