Das Scheit - So Far From God... So Close To You

das_scheit_-_so_far_from_god_so_close_to_you.jpgIch weiß nicht wie oft ich mir so in der Woche denke, das man sich als Musikgruppe echt schön-beschissene Namen für seine Band aussuchen kann - DAS SCHEIT habens definitiv gepackt voll in die Schüssel zu greifen - zumindest von der Nomenklatur her. Musikalisch will man sich laut Promoschreiben nahtlos in die hierzulande sehr dominante Gothicszene einreihen, indem man „Goth/Industrial-Rock" serviert. Diese Mischung hört sich nicht nur nicht gerade neu an, sondern birgt auch von vorneweg schon die große Gefahr, dass diese Band klingt, wie die tausendste OOMPH!-Kopie, die sich ihr Stück vom Mainstream abschneiden will. Naja, ohne zu Hören, kein Urteil, deshalb fix ans Werk.

Nach einem Intro, welches zwar stimmig ist, aber schon tausendmal gehört wurde, geht es auch direkt schon mit dem ersten Titeltrack der CD los: „So Far From God" startet mit dezenten elektronischen Spielereien und Stakkatogitarren um sich gar nicht mal so schlecht zu präsentieren, wie man bei der plakativen Beschreibung der Band im Vorfeld vielleicht erwartet hätte.
Die Freude über eine solides Songwriting und eine gute Produktion ist spätestens nach dem ersten Song verschwunden, wenn man sich fragt, wo die großartigen Melodien sind, die man sich auf solch eine Instrumentierung wünscht. Von der Saiten- und Synthiefraktion bekommt der Frontmann der Band hier einen Elfmeter nach dem anderen hingelegt, die jedoch durchweg alle verschossen werden. Völlig emotionslos bewegt er sich durch die Songs, was gerade bei den gelegentlichen Streicherpassagen („Come Undone") absolut gar nicht geht.
Das nett gemeinte, aber vollkommen gescheiterte Experiment, mit „No One" einen Ausflug in die Vergangenheit des deutschsprachigen Raps zu wagen, ist als geschmackloses Intermezzo schnell abgetan und so ärgert man sich bei „Hollow" weiter über die Unfähigkeit des Sängers überhaupt irgendwelche Emotionen in die Songs zu packen, was angesichts der Riffs und Melodien wieder eine große Schande ist, da das Potential der Stücke im Gesamten stark geschmälert wird.
Melodie kommt zum ersten mal wirklich in „Because The Night" auf, was im Angesicht der mehr als schwergewichtigen Vorlage zwar zum Erfolg führt, jedoch die Qualität des Originals in keinster Weise widerspiegelt.
„So Far From God...So Close To You" ist ein Werk, dass mich ernsthaft beschäftigt hat. Vom instrumentalen Standpunkt her gesehen ist es wirklich großartig geworden und reiht sich an die obere Spitze der melodischen Gothicrocker ein. Gesanglich sehe ich mich heir ienem über alle Maßen unmotivierten Frontmann gegenüber, der meiner Meinung nach einfach nur eine Abneigung gegen Melodien hat, da die Vocals zu keiner Zeit irgendeine ander Funktion übernehmen, als ohne jegliche Tongebung die Texte an den Mann/die Frau zu bringen. Die einzige ausnahme bildet das von Michelle Darkness mit-eingesungene Cover von „Because The Night", das zeigt wozu diese Band mit einer anderen Herangehensweise an die gesangspart wohl fähig wäre!
Als Insturmentalalbum würde es mich hier zu Höchstnoten verführen, so leider nur relativ gutes Mittelmaß, dem noch verdammt viel Raum nach oben bleibt, der hoffentlich gefüllt wird!

Bewertung: 6,0 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 49:02 min
Label: Twilight Zone
Veröffentlichungstermin: 19.09.2008