Uli Jon Roth - Under a dark sky

uli_roth_sky.jpgEiner der unterbewertesten Musiker hierzulande ist icherlich ULI JON ROTH, der mit seinen bisherigen Betätigungsfeldern hätte mehr Aufmerksamkeit bekommen müssen. 1973 stieg er als 19-jähriger bei den SCORPIONS ein und veröffentlichte mit ihnen vier Studioalben sowie die Liveaufnahme „Tokyo Tapes". Doch sein stark von Prog-Rock und JIMI HENDRIX beeinflusster Stil  passte zusehends schlechter zu den Hannoveranern Megasellern. So stieg er 1978 aus und nahm mit seiner Formation ELECTRIC WIND drei Scheiben auf. Im letzten Jahrzehnt machte er mit Projekten an der Schnittstelle zur E-Musik von sich reden, in die er immer öfter Orchester einband. Nebenbei entwickelte er die Sky Guitar, die über einen größeren Tonumfang verfügt. Nun erscheint mit „Under a Dark Sky" sein rockigstes Werk seit über 20 Jahren.

Doch so richtig heftig zur Sache geht es bei ULI JON ROTH natürlich nicht mehr zu, er setzt eher auf gediegene, atmosphärische Sounds. Lediglich bei „The Magic Word" ertönen ein paar schwere leicht orientalisch angehauchte Riffs. Stattdessen lässt er seinem Sky Orchestra viel Freiraum, das mit schönen Streicherarrangements glänzen kann und den Grossteil der Musik interpretiert.
Als Sänger hat er sich aber mit Mark Boals, der schon bei mehreren Rockacts, unter anderem YNGWIE MALMSTEEN das Mikro schwang einen klassischen Rockvertreter geholt. Ihm zur Seite steht die ehemalige SAHARA-Vokalistin Liz Vandall, gemeinsam übernehmen sie einen großen Teil der Sologesänge. Dabei ist vor allem das Duett in „The Magic Word" sehr gelungen. Ansonsten kommt immer wieder der Sky Choir zum Zug, dessen Mitglieder wie beim Opener „S.O.S." auch mal zu Arien ausholen.

Eine gewisse Affinität zu Carl Orff´s „Carmina Burana" ist da nicht von der Hand zu weisen, ROTH´s Kompositionsstil ist ebenfalls eindeutig von der Neo-Klassik inspiriert. Die wuchtigen Chorpassagen, die getragene Stimmung, mit ihren dramatischen Höhen, das alles kennt man von dem hundert Jahre alten Meisterwerk. Nur wenn sich die Stimmen der Haupt-Vokalisten in den hymnischen Refrains erheben oder Boals mit seinem rauen Organ im dreiteiligen „Land of Dawn" glänzt kommen Gedanken an progressive Rockmusik auf.

ULI JON ROTH selbst ist ein Meister des Arrangierens, spielt immer wieder mit der Dynamik, lässt den Sound anschwellen oder Abklingen wie es der Song benötigt. Herzstück ist das abschließende zwölfteilige „Tanz in der Dämmerung", das alles auf „Under a dark Sky" gehörte noch einmal vereinigt.
Sein absolutes Plus liegt aber in seinem Gitarrenspiel, hier brilliert er bei dem von Arpeggien durchzogenen Instrumental „Inquisition", dem sphärischen „Benediction", das in das bluesgetränkte „Lights & Shadows" übergeht. Er hat nichts von seinem Feeling verloren, kann mit den ganz großen des Genres mithalten, lässt in Solos seinen Genius durchblicken.

Das Manko des Epos ist allerdings der ein wenig unterkühlte Gesamtsound, was vor allem an den vielen klassischen Parts liegt. Hier gelingt es zu wenig die Emotionen wirklich greifbar zu machen, der Mann geht zu kopflastig an die Sache heran. Richtig warm ums Herz kann einem der Bombast nicht machen, auch wenn er flüssig und eingängig komponiert ist.
Vieles geht aber auch zu Lasten des Konzeptes, welches mit dem tollen Coverartwork illustriert ist. Eine Stadt voller Sehenswürdigkeiten über die sich der dunkle Himmel und riesige Wellen ziehen. Dennoch sorgen ein Vogel und ein Regenbogen für einen Funken Hoffnung. ULI JON ROTH gibt den alten Hippie-Poeten, wie schon zu alten Zeiten, (aktuelle Photos habe ich nicht, möchte einmal wissen, ob er sein Stirnband immer noch trägt), kreiert Zeilen wie „Stop Killing... give Life a Chance..".
Wer mit klassischen Einflüssen gut kann und Lust auf ein abwechslungsreiches Album hat, der ist mit „Under a dark Sky" gut beraten. Auch Proggies mit Hang zur Neo-Klassik sollten unbedingt reinhören, es gibt viel zu entdecken. Ein (zu) anspruchsvolles Werk, welches vor allem eben Fans begeistern dürfte. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 61:34
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 19.09.2008

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