Aus Manchester kommen diese fünf Briten, welche OCAENSIZE schon seit 1998 am Start haben. Angefangen haben sie als recht harte Alternative-Band was auf ihrem 2003 Debüt „Effloresce" zu hören ist. Mit den Jahren veränderte sich ihre musikalische Ausrichtung mehr zu weiten, raumgreifenden Arrangements, die hervorragend zum Bandnamen passen. Besonders deutlich kommt das auf ihrem neuen, dritten Album hervor, welches auf dem neugegründeten Superball Music Label veröffentlicht wird.
Und schon bei den ersten Tönen wird die Herkunft klar, denn sie klingen archetypisch für den modernen Sound der Insel. Hier sieht man vor dem geistigen Auge junge Männer in abgewetzten Jeans, Retro-Trainingsjacken und mit Pilzkopf-Fisuren. Oasis haben dort drüben immer noch einen entscheidenden Einfluss auf das Styling.
Auch wenn ich kein Bandphoto habe, könnt ich mir das gut vorstellen. Ein wenig von der großen Brit-Pop-Formation haben die Melodien von OCEANSIZE auch, wenngleich sie wesentlich getragener rüberkommen. Schon die Eröffnungsnummer „ Commemorative____T-Shirt" beginnt wunderbar sphärisch mit schönen Pianotönen, zu denen sich so langsam ein paar Gitarrenleads gesellen. So steigert sich das Lied von der Intensität her immer mehr, erinnert etwas an ANATHEMA.
Aber auch andere viel ältere britische Bands haben ihre Spuren bei den Fünf hinterlassen, vor allem in den progressiveren Momenten. Hier stehen vor allem bei der Instrumentierung und den Arrangements frühe GENESIS und MARILLION Pate.
Bei den folgenden „Unfamiliar" und „Trail of Fire" kommen dann ihre alternativen Einflüsse zum Vorschein. Raue Riffs wechseln sich mit schönen, verspielten Momenten ab. Vor allem ersteres weiß mit Glisando-Effekten zu überzeugen. Die moderneren Anleihen tragen zum Teil die Handschrift von PEARL JAM, was aber zumeist an der Stimme von Mike Vennart festzumachen ist. Diese ähnelt der von Eddie Vedder doch ziemlich
In eine ähnliche Kerbe schlägt das angepunkte, doch sehr wirre und freakige „Sleeping Dogs and dead Lions". Der Song bringt zwar mit seiner ruppigen Gangart etwas Abwechslung in den ansonsten angesagten Schwebezustand, nervt aber doch etwas.
Wenn sich OCEANSIZE aber darauf konzentrieren, was sie am besten können, dann kommt Gänsehautfeeling auf. Lange sehr getragene, atmosphärische Passagen, die einen schweben lassen und zum Träumen einladen. Am Ende des sehr ruhigen "Savant" steigern sich Geigen zum großen Finale. Hat etwas von THE VERVEs „Bitter sweet Symphonie".
Ganz stark ist auch das Instrumental „An old Friend of Christies", welches auf einem einzigen Thema basiert, das aber im Verlauf von acht Minuten immer variiert wird. Gegen Mitte braust er heftig auf, um zum Schluss wieder in die sanfte Ausgangslage zurück zu kommen. Hier macht sich die schon viele Erfahrung im Songwriting bemerkbar.
Und den Höhepunkt bildet dann „The Frame", das langsam mit zurückhaltenden sphärischen Orgelklängen beginnt. Doch im Refrain zeigen die Briten ihre ganze Klasse. Unglaublich wie breit sich dieser Chorus entfaltet, sich wie ein wohliger Schauer über einen legt.
OCEANSIZE müssen sich aber entscheiden, welchen Weg sie in Zukunft gehen werden. „Frames" hat seine ganz starken Momente, aber vor allem wenn sie ihre musikalische Vergangenheit nicht abschütteln können, gerät das ins Schlingern. Auf der anderen Seite will man sich ja auch nicht allzu weit von den Wurzeln entfernen. Da ich hier nur die ungemasterte Version vorliegen habe kann ich mir vorstellen, dass das Endprodukt noch mehr Tiefe besitzt, was eindeutig für die Entwicklung sprechen dürfte. Das muss aber auch der Hörer je nach seinen Gewohnheiten selbst entscheiden. Mir ist vor allem der eine Song einen Punkt Abzug wert. (MetalPfälzer)
Bewertung: 7/10
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 65:58 min
Label: Superball Music
Veröffentlichungstermin: 28.09.2007
