18 Grad Celsius im Dezember 2006, wo soll das noch hinführen? Die Pole schmelzen und wir versinken langsam in den Flutwellen unserer eigenen Schuldigkeit (ui, wie poetisch…). In diesen Zeiten machen sich zwei ungarische Burschen auf, uns den Winter wieder zu bringen. FOREST SILENCE vertonen auf „Philosophy of winter“ die pure Kälte. Zwar etwas flapsig formuliert aber durchaus ernst gemeint, schaffen die Ungarn auf ihrem ersten Full Length Album eine eiskalte Atmosphäre, die seinesgleichen sucht. Wenn man bedenkt, dass Winter und Kälte im Black Metal Bereich nach Misantrophie die wohl am meisten behandelten Themen sind (beziehungsweise die Huldigung der Natur an sich, wobei die skandinavischen Vorreiter ihre kalte Heimat thematisierten und etliche folgten), hat man beim Hören schon lange nicht mehr den Frost auf der Nasenspitze gespürt und schon lange ist einem kein kalter Schauer wie ein Schneegestöber den Rücken herunter gefahren.

Auch FOREST SILENCE schaffen hier ganz und gar nichts neues, der Black Metal des Duos hat man in ähnlicher Form bestimmt schon mal woanders gehört und rein musikalisch wird das Rad auch nicht neu erfunden (ja, ich weiß, abgedroschene Phrase *gähn*). Ihr Black Metal bewegt sich zwischen DARKTHRONE und ein wenig IMMORTAL, mit einem überraschend differenzierten, aber immer noch ur-rohen Sound. Der Sound ist im Promoflyer treffend als „Slow, hypnotic and mediative musical journey“ bezeichnet. Dem kann man vorbehaltlos zustimmen.
Und wieder, wie so oft in diesem Genre, dreht sich alles um Atmosphäre. Das grandiose Cover der CD sagt in Kombination zum Albumtitel schon alles perfekt aus. Düstere Wintermusik, die ihre Wirkung dann ganz entfalten kann, wenn man sich zurücklehnt und sich an einen Ort wähnt, dem Cover gleich, in einer mondbeschienenen Nacht, bei eisiger Kälte mitten im Wald, umringt von schneebedeckten Ästen. Klingt romantisch, ist es auch. Aber hier ist kein Platz für Zweisamkeit. Die Art Winter, die die Ungarn hier beschrieben, schreit nach Einsamkeit. Alleine muss es genossen werden, einsam in Gedanken schwelgen, die Welt vergessen, dem Winter huldigen, ihn in sich aufsaugen… der ein oder andere mag denken, ich knalle jetzt völlig durch…
Mit Nichten, hört euch insbesondere „Spirits of the winds“ mit seinem grandiosen, eingängigen Riff an und denkt euch in die eben beschriebene Szenerie. Hört euch das ganze Album noch mal an, wenn ihr ein Freund des kalten, weißen und düsteren Winters seid, dann werdet ihr wissen, von was ich rede. FOREST SILENCE bringen den Winter!

Wenn ihr so überhaupt gar nichts mit Black Metal anfangen könnt, dann lasst die Finger von dieser Platte. Wenn ihr den ganzen Tag an Bikini Beach, 40 Grad und Cocktails denken müsst und mit Grauen der weißen Flut entgegen seht, dann lasst die Finger von dieser Platte.
Wer es aber nicht erwarten kann, dass die Welt gefriert und das Weiß die Erde bedeckt und die Nacht im Mondlicht erhellt, der sollte wirklich mal ein Ohr für „Philosophy of winter“ riskieren, Black Metal hin oder her. Endlich ist der Winter da… (Bernie)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 35:56 min
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungsdatum: 06.11.2006
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