Gut 3 Jahre nach „Redemption At The Puritan's Hand“ kommen PRIMORDIAL endlich mit dem heißersehnten nächsten Album um die Ecke. Heißersehnt zum einen, weil die Band live eine absolute Macht ist und Auftritte mit einer Intensität hinlegt, von der andere Bands nur träumen können. Zum anderen aber auch, weil ich mit „Redemption At The Puritan's Hand“ nie wirklich warm geworden bin. Irgendwie hat mir das Album nie so zugesagt.
„To The Nameless Dead“ dagegen war eine Offenbarung. Wie habe ich dieses Album geliebt und wie sehr liebe ich es heute noch! Diese Intensität, diese unglaublichen Songs, die einen einfach mitreißen – natürlich wird es schwer werden, da nochmal ranzukommen. Aber daß PRIMORDIAL das können, das haben sie oft genug bewiesen, auch auf den vorhergehenden Alben waren ja immer wieder geniale Songs; „The Coffin Ships“ darf zum Beispiel bei keinem Konzert fehlen.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an „Where Greater Men Have Fallen“. Angesichts von „Redemption At The Puritan's Hand“ habe ich versucht, diese Erwartungen herunterzuschrauben. Und so versuche ich das neue Album möglichst unvoreingenommen zu hören. Es beginnt auch schon verdammt stark: Der Titelsong „Where Greater Men Have Fallen“ besticht mit Intensität, mit Alan Averills Gesang, der einen in die dunkelsten Tiefen der menschenlichen Seele zieht und mit einem Text, der unter die Haut geht.
Allein – der Song plätschert irgendwie vor sich hin. Wie der ganze Rest des Albums. Gut, es ist etwas ruhiger als die Vorgänger, man könnte es schon fast eher als Doom denn als Pagan Metal bezeichnen. Schwer schleppt man sich durch das Album, rockt düster und schwermütig, ist dabei jedoch leider wenig aufregend. Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich dieses Album gehört habe – aber es bleibt nicht eine Melodie, nicht ein Textfetzen hängen. Aus den Ohren, aus dem Sinn.
Man rockt vor sich hin, ist mal düster schleppend, mal chaotisch schnell, immer wieder typisch PRIMORDIAL – doch es gelingt nicht, an ein Album wie „To The Nameless Dead“ heranzureichen. Ich will nicht sagen, daß das Album eine Enttäuschung ist (doch, eigentlich will ich das, glaube ich), es ist kein schlechtes Album, es ist voller intensiver Gefühle von Dunkelheit und Düsternis, es ist technisch sehr, sehr gut – aber es setzt sich nicht fest. Es fehlt die Dynamik, es fehlen herausragende Songs. Ich wüßte nicht einen, außer vielleicht den Titeltrack und eventuell auch noch „Born To Night“, den ich hervorheben könnte.
„Where Greater Men Have Fallen“ ist zu sehr Einheitsbrei. Ein überaus leckerer Einheitsbrei, aber eben Brei. Und so habe ich mit dem neuen Album das gleiche Problem wie mit dem letzten: Es ist nicht schlecht, aber es langweilt mich und ich kann mir keine Songs daraus merken. Vielleicht entwickeln sich die Iren auch einfach in eine Richtung, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich weiß, es ist Meckern auf hohem Niveau. Aber ja, ich bin doch etwas enttäuscht. (Anne)
Bewertung: 6,5 / 10
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