cannibalcorpseaskeletaldomain160pxWenn ich an CANNIBAL CORPSE denke, dann kommt mir leider immer als erstes die unsägliche Geschichte 1996 in den Sinn, in welcher eine Lehrerin einer Zweibrücker Schule einen riesigen Wirbel um die Veröffentlichungen der Band machte und es sogar geschafft hat, diese auf den Index setzen zu lassen. Für die Fans von CANNIBAL CORPSE war das teilweise ein großer Spaß sich mit Frau Jenal zu streiten, aber andererseits ein Spießrutenlauf, der sich gewaschen hatte. Plötzlich musste man sich erklären, warum man so eine Gewaltverherrlichung gut findet.

Horrorfilmfans mussten sich komischerweise nie erklären. Ich selbst ordne die Kunst von CANNIBAL CORPSE als Splatterfilm in Musikform ein. Die Texte versteht man eh kaum und so berauscht man sich eigentlich nur an dem brutal gespielten Death-Metal der Band aus Florida. Vor "A Skeletal Domain" erschien das Album "Torture", welches Dank der immernoch aktiven Lehrerin sofort auf dem Index landete und so dessen Verkauf in Deutschland verboten wurde. Ich habe "Torture" dann auch leider etwas aus den Augen verloren, zu Unrecht wie sich im Nachhinein herausstellt. Das Album hat große Klasse, sowie hohe Chartplatzierungen (für eine Death-Metal Band - unfassbar!) und besitzt einige tolle Songs mit großartigem Unterhaltungscharakter - wenn man diese Musik liebt. Umso gespannter was passieren wird war ich, als die Band ihr neues Album ankündigte. Bisher gab es jedenfalls noch keine Zensur-Rufe.
Was man dann zu hören bekommt, ist gewohnte Kost in neuem Soundgewand (Erik Rutan musste Produzent Mark Lewis weichen), denn die Band möchte nicht zu eingefahren wirken und sucht stets nach neuen Herausforderungen in ihren Grenzen. So wirkt sich die neue Herangehensweise tatsächlich auch auf die Lieder aus, welche zwar nach CANNIBAL CORPSE klingen jedoch tatsächlich etwas neues darstellen.

Nach einem verstörenden Intro, das wie ein wütendender herannahender Schwarm klingt, beginnt das Album mit "High Velocity Impact Spatter" rasant und höchst interessant. Auch hört man hier endlich mal wieder die kraftvollen hohen Schreie von George "Corpsegrinder" Fisher. Genial finde ich auch, das man "Sadistic Embodiment" direkt dahinter gesetzt hat, da kommt keine Langeweile auf. Ich bin mal gespannt ob es den Song auch live zu hören gibt, denn der reißt als Headbanggarant sicher einige Köpfe ab! "Kill Or Become" besticht durch "Uff Zack" par excellence. Alle die Paul Mazurkiewicz schon aus der Nähe am Schlagzeug bewundern durften, wissen um seine präzisen kraftvollen Schläge auf die Felle und vor allem, dass der Mann da "arbeitet" und nicht gelangweilt die Sticks in der Hand dreht. Genial finde ich auch "The Murderer's Pact". Das Hauptriff ist Black Metal ähnlich geschreddert und fügt dem Song eine gewisse Ohrwurm Qualität hinzu. Das Solo ist meisterhaft und besitzt eine neo-klassische Anmutung.
Ich will hier nicht jeden einzelnen Song hervorheben - könnte es aber problemlos, denn hier gibt es kaum Durchhänger. Jedes Lied hat etwas eigenes, einen Wiedererkennungswert, welcher so von kaum einer Brutal-Death-Metal Band erreicht wird. Diese typischen Rhythmuswechsel sollten sie sich mal patentieren lassen!
Pat O'Briens Riffs und Solos sind wieder eine Spur genialer und vertrackter als auf dem nicht minder schlechten Vorgängeralbum "Torture". Der Bass von Alex Webster ist endlich mal wieder ordentlich zu hören.

Das Album heißt zu recht "A Skeletal Domain", denn hier ist kein Platz für Muskelfleisch. Wenn ich sonst schreibe, der Sound ist "sehnig", dann ist er bei "A Skeletal Domain" knochenhart und knochentrocken. Eine Empfehlung für alle alten CANNIBAL CORPSE-Fans und jene, die es noch werden wollen ist das Album in jeder Hinsicht.
Für die sportliche Höchstleistung des Fünfers aus Florida müsste man eigentlich die Höchstnote vergeben, jedoch mag ich das corpsegrinderische Geröhre nicht dauerhaft und wünsche mir dabei etwas mehr Abwechslung. Ansonsten hat sich CANNIBAL CORPSE hier eine Grundlage für zukünftige Konzerte geschaffen, denn die Songs aus der Chris Barnes-Ära dürften ihnen so langsam aus dem Hals heraushängen. Apropos heraushängen: ich gehe mir jetzt weiter an den Gedärmen ziehen und werde mein Hirn noch eine Runde zu "Bloodstained Cement" kreisen lassen. Mahlzeit! (Andreas)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 43:53 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 12.09.2014

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