Behemoth thesatanistBEHEMOTH sind zurück! Nichts kann diese Band aufhalten, kein slowenischer Gebirgssturm, keine polnischen Bibelwerfer und auch nicht der Dämon Krebs. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts stiegen die Black Metaller mir ihrer Hinwendung zum Death Metal auf Alben wie "Demigod" in die Spitze des extremen Metal auf. Nach "Evangelion" und ausgedehnten Touren mit sehr intensiven und martialischen Konzerten schien der Thron greifbar nahe. Doch die Erkrankung von Frontdenker Nergal warf die Truppe zurück, wenn auch nur für kurze Zeit. Nach der Genesung machte man auf den Bühnen dort weiter, wo man aufgehört hatte. Nun steht mit "The Satanist" ein neues Album ins Haus, dessen Titel alleine schon ein Statement darstellt.

BEHEMOTH sind zurück! Auch musikalisch zurück in ihren Anfangstagen, die ersten Takte zeigen, dass die Todesblei-Einflüsse deutlich zurück gefahren wurden. Dafür haben sie andere finstere Gesellen im Gepäck, niemand Geringeres als der Erzengel persönlich bläst beim Opener das Horn zum Angriff. Tiefe Schwärze wogt bei "Blow Your Trumpets Gabriel" über den Hörer hinweg, zäh, zentnerschwer, aber unaufhaltsam. Ein wenig erinnert das an SATYRICON in der mittleren Phase, wenngleich der Stahl hier noch kälter geschliffen wurde. Finster bedrohlich baut sich der Song bis zum Refrain mit seinem alles zermahlenden Riff auf, Nergals kehlige Laute transportieren endlich wieder diesen lodernden Wahn.

So richtig werden die dunklen Heerscharen aber erst mit dem „Furor Divinus" entfesselt, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Gitarren sirren durch den Raum, die Snareblasts rauschen in einem irrwitzigen Tempo heran, die Band wütet wie die Berserker. Umso unglaublicher ist es, wie es diesem Rollkommando gelingt, ihren ungebremsten Schaum zu kanalisieren und nicht im Chaos versinken zu lassen. Die um den Livegitarristen Seth erweiterte Truppe nagelt ihre Hassbatzen mit einer unfassbaren, fast maschinellen Präzision aus den Boxen, dass alleine diese Tightness furchteinflössend ist.
Das Biest wird nie ganz von der Kette gelassen, die Spannung wird immer bis kurz vorm Ausbruch gehalten, die Raserei dabei geschickt dosiert. Dadurch verstärkt sich die Wucht, die einen trifft nur noch mehr, lässt die Atmosphäre noch beklemmender wirken. Bei der „Messe Noir" etwa hetzt die Doublebass den unheilvollen, flächigen Gitarren voraus, bis dann alle gemeinsam losknüppeln und diesen alles vernichtenden Mahlstrom lostreten.

Die Brillanz dieses Albums liegt in den perfekt auskomponierten, komplexen und differenzierten Songs, Nergal hat die Pause kreativ scheinbar hervorragend genutzt. Neben den Black Metalelementen tauchen immer noch tödliche Riffs wie in „Ben Sahar" auf, während „Ora Pro Nobis Lucifer" gar tiefschwarz rockend den Gegenpol bildet. Von irgendwo her zaubern die Axtmänner geniale, klassische Metalsoli und auch das Orchester mischt wieder mit im großen Konzert. Wo es bei DIMMU BORGIR allerdings zum überprätentiösen Selbstzweck verkommt, passt es sich hier den Liedern an und verleiht dem Album die schon auf „Evangelion" angedeutete Erhabenheit.

Ebenso überraschend ist die emotionale Tiefe, welche die Musiker hier zulassen, da wandelt Hass sich gerne mal in Verzweiflung. Wer den Majestäten hier aber Schwäche unterstellen will, der irrt gewaltig, vielmehr intensiviert dies das Hörerlebnis, macht diese Wut menschlich greifbarer. Das Perfide ist, dass man den Glauben an Angriffspunkte entstehen lässt, nur um diesen zu zerschmettern.
Gefahr laufen, sich in der Vielschichtigkeit zu verlieren, kann diese Formation ohnehin nicht, ihrer Macht ordnet sich alles unter. Einer Macht manifestiert durch diesen steten, unbarmherzigen Druck, der über das gesamte Album keine Atempause kennt. Unter einer meterdicken Soundwand verschmilzt alles zu einem Inferno aus Klängen.

Die Polen haben der Boshaftigkeit und der totalen Antihaltung eine neue Dimension verliehen. Nach dem abschließenden „O Father O Satan O Sun!" ist nichts mehr wie es einmal war. Ein Basslauf aus den Tiefen der Hölle leitet das Stück ein, die mächtigen Riffs schwappen wie Wellen über einen, reißen alles in ihrem Sog mit, Nergals Beschwörungen branden immer wieder auf, steigern sich zum opulenten Finale. Die Götter, wie wir sie kennen haben ausgedient, „The Satanist" ist hier, huldigt ihm! BEHEMOTH sind zurück! Stärker denn je! (Pfälzer)

Bewertung: 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:54 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 07.02.2014

 

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