„Masterpiece of bitterness“ wird als Debutalbum von SOLSTAFIR angepriesen, dabei handelt es sich hier schon um die 5. Veröffentlichung des isländischen Vierers. Darunter zählen zwar auch teils schwer erhältliche Demos, die Truppe existiert allerdings schon mehr als 10 Jahre und konnte sich im Untergrund schon einen Namen machen. Nun will man raus in die Welt mit dem neuen, in den berühmten Finnvox Studios produzierten Langeisen. Mal sehen ob es gelingt.

Der Opener „I myself the visionary head“ beginnt schon sehr verwirrend mit einer sehr hohen weiblichen Opernstimme. Was kommt denn jetzt bitte, mag man sich fragen. Gitarren faden ein und es beginnt ein ziemlich geiles Lead in der Schnittmenge von Maiden und Running Wild. Doch weit gefehlt, wer sich auf puren Heavy Metal freut. Die wenigen Sekunden waren nur ein Täuschungsmanöver und der Track fährt mit sehr eigensinnigem, schreiendem Gesang und atmosphärischen Gitarrenspiel weiter. Nach kurzer Eingewöhnungsphase klingt der Stil der Isländer recht interessant. Der Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib. Oft hört man solch einen Sound nicht.
Nach knapp vier Minuten wird der Hörer aber auf eine sehr harte Probe gestellt, denn der Song zieht sich auf wahnwitzige 20 Minuten hin. Den weiteren Songinhalt könnte man als psychedelische Atmosphäre bezeichnen, der Begriff Langeweile tut es hier aber genauso. Ab Minute 17 dann geht es plötzlich und sehr überraschend schnell weiter, unerwartet aber die vorangegangene Qual von über 10 Minuten macht es nicht wett. Es ist durchaus lobenswert mit Konformitäten brechen zu wollen, allerdings kann man es wie SOLSTAFIR mit ihrem Opener auch übertreiben.
Was kommt nun? Ein weiterer Track mit diesmal „nur“ 9 Minuten. Songstrukturen sind nicht wirklich zu erkennen, aber „Nature strutter“ hat wenigstens einen guten Drive und ein paar nett anzuhörende Riffs. Die Länge begründet sich hier vor allem im Wechsel von langsamen und hektischen Passagen, die dem Heavy, Death oder was auch immer Metaller sehr schwer fallen werden. Zwischendurch kann man allerdings auch immer mal wieder eine Lead - ähnliche Melodie erkennen. Fraglich nur, ob man den Song minutenlang durchhalten muss, nur um auf eine kleine Melodie zu warten.
Song Nummer drei in der Reihe kommt auf weniger als 6 Minuten, man darf gespannt sein. Geschwindigkeit und Blastbeat lassen aufhorchen. Immer noch im selben Fahrwasser, aber vorerst ohne langweilige ruhige Passagen, kommt „Bloodsoaked velvet“ deutlich metallischer daher. Teils scheint auch treibender Stoner Rock durch. Eindeutig der beste Song bisher.
Mit „Ghosts of light“ wird der weder melodische noch besonders harte Gesang von Adalbjörn Tryggvason immer anstrengender. Darum gibt es hier wohl auch eine Pause im Song zur Entspannung. Eine ruhige Passage mit einem überraschend coolen Hook ausgeschmückt, zur kurzen Entspannung. Das Hook wird auch weiter aufgegriffen und weiter geführt als Leitfaden im Song, was diesen um ein Vieles aufwertet. Ganze neun Minuten hätte „Ghosts of light“ aber nicht gebraucht.
„Ljosfari“ beginnt wieder sehr psychedelisch langsam, geht dann ins mittlere Tempo über und gibt später ordentlich Gas, sogar teils mit treibenden Doublebass Passagen. Nach einer Weile geht es wieder ins übliche Schema zurück mit ruhigen Instrumentalpassagen. SOLSTAFIR klingen in den flotteren Takten deutlich interessanter und weit nicht so anstrengend.
Auf “Ritual of fire“ hat man das ganze Album gewartet. Dasselbe simple Riff wird minutenlang rein instrumental wiederholt. Ab der 6. Minute setzt der Gesang ein, also weit gefehlt, wer denkt, der Song sei ein Instrumental. Die Musik bleibt sehr ruhig im Gesamten und zieht sich im Endeffekt auf fast 15 Minuten hin. Nichts Erwähnenswertes, der Song ist ganz auf die besagt Psychedelische Atmosphäre getrimmt.
Als letzter Track versprüht „Nattfari“ mit der Westerngitarre eine unerwartete Country Stimmung. Diesmal handelt es sich aber letztendlich zum Schluss noch um ein echtes Instrumentalstück.

Wie kann man nun SOLSTAFIR und ihrem neuen Output bewerten?
Entweder man liebt sie oder man bleibt mit dem Daumen auf der „Forward“ Taste kleben. Letzteres wird wohl auf die Masse der Hartwurst - geneigten Gemeinde zutreffen. „Masterpiece of bitterness“ ist auf weiter Strecke schlichtweg unglaublich langweilig und für ein intensives Hören völlig ungeeignet. Das Album ist prädestiniert, im Hintergrund zu laufen. Unter Umständen auch beim Konsumieren illegaler Substanzen könnte „Masterpiece“ ihren Wert haben.
Solch einen Stil hört man sehr selten, wenn überhaupt, und dafür sollten die Isländer auch gelobt werden. Außerdem sind zwischendurch immer wieder einige interessante Hooks und Leads versteckt, die man allerdings regelrecht suchen muss.

Aber man sollte tunlichst davon absehen, diese CD ungehört zu kaufen, wenn man mit der Band nicht vertraut ist. Es wird auch hier wieder eine kleine Gruppe Fanatiker geben, die total auf den Sound abfahren, denen sei es auch gegönnt. Alle anderen können getrost die Finger von diesem viel zu langem Album lassen und auch ohne SOLSTAFIR glücklich werden. (Bernie)

Bewertung: 5,0 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 70:24 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 13.01.2006

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