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Wer Lust dazu hatte nach all dem vor- und nachweihnachtlichen Stress das „aktuelle Jahr“ mit einer Portion skandinavischem Metal zu eröffnen, der hatte am 03.01. in Saarbrücken DIE Gelegenheit dazu. Nach fast zwei Day-Off-Tagen, den der Tourtross in Saarbrücken überstehen musste (mein Beileid -> an Silvester spielte man noch einen Gig in Pratteln), stand an einem herbstlich-ungemütlichen Dienstagabend die erste Show der „Beginning Of Times Tour 2011-2012“ in diesem Jahr auf dem Programm der Garage. Und im Vergleich zum Konzert vor vier Jahren im Roxy (R.I.P.) hatten dieses Mal fast doppelt so viele Metalfans und Neugierige Lust zu kommen, und es sollte sich nicht nur wegen AMORPHIS lohnen!

THE MAN-EATING TREE
Als Opener fungierten auf der gesamten Tour und demnach auch an diesem Abend die finnischen Senkrechtstarter von THE MAN-EATING TREE, die eben erst ihr zweites Studioalbum „Harvest“ veröffentlicht haben, das dem hervorragenden Vorgänger „Vine“ in nichts nach steht. Da war man natürlich gespannt wie sich der finnische Sechser live so schlagen würde und das Resultat ist eine zwiespältige Angelegenheit. Zwar gelingt es insbesondere wegen des eindringlichen, weinerlichen Gesangs von Tuomas Tuominen, der live etwas ruppiger rüberkommt, die Faszination, die in den Songs liegt, aufrechtzuerhallen, aber was die Bühnenperformance angeht, gibt es noch eine ganze Menge Luft nach oben. Ich frage mich zum Beispiel, warum Keyboarderin Heidi Määttä („määtäääl“) die gaze Zeit versucht hat, sich hinter ihren eigenen Haaren zu verstecken. Zudem waren THE MAN-EATING TREE gleich in zweifacher Hinsicht angeschlagen, erstens musste man auf einen Aushilfdrummer zurückgreifen, da Vesa Ranta wegen familiärer Verpflichtungen den zweiten Teil der Tour nicht mehr bestreiten konnte, und zweitens wurde die Spielzeit aufgrund des engen Garagenzeitplans so sehr zusammengestrichen, dass die Finnen gerade mal vier Songs plus Intro spielen durften. „At The Green Country Chapel“, „Of Birth And Passing“, „Code Of Surrender“ und „Armed“, wenn ich mich recht erinnere. Als Band und Publikum miteinander warm geworden sind, war's dann auch schon wieder vorbei.

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LEPROUS
Warm hören ist derweil ein gutes Stichwort, wenn es um den zweiten Support geht. Wer bis dato LEPROUS aus Norwegen noch nicht kannte, der wird sich nicht nur die Augen gerieben haben wegen der etwas seltsamen Outfits der Jungs, sondern auch die Ohren wegen der merkwürdigen Musik, in der man problemlos 25 verschiedene Bands entdecken kann. LEPROUS sind eine Progressive Metal Band wie sie im Buche steht, so etwas wie die neuen PAIN OF SALVATION, die in den letzten Jahren auf hohem Niveau ein klein wenig schwächeln. Die Norweger sind vor allem deshalb so eine starke Live-Band, weil sie alle gemeinsam ihre Songs aktiv performen und nicht nur passiv wie Orchestermusiker Note für Note spielen. Da kann man ihnen noch verzeihen, dass nicht alles homogen wirkt. Für Fotografen mag das ein Alptraum sein, für die Zuschauer bedeutete das auf jeden Fall 40 Minuten gute Unterhaltung, selbst wenn man mit dem Material nichts anfangen kann. Der Schwerpunkt des Sets lag natürlich auf dem aktuellen Album „Bilateral“, von dem vier oder fünf Songs zum Zuge kamen (u.a. „Restless“, „Thorn“, „Waste Of Air“ und „Mb. Indifferentia“). Muss man auf jeden Fall im Auge behalten diese Band. (Maik)

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AMORPHIS
Die Garage war nun vor dem Headliner recht gut gefüllt und alle warteten mit Spannung, ob der damals sehr gute Gig im Roxy (hier) getoppt werden würde. Zumindest, was die grundsätzliche Band-Präsenz angeht, hat man einige Schippen draufgelegt: Ein riesiges Backdrop, Aufsteller mit Motiven der aktuellen "The Beginning Of Times"-Scheibe, die ich im übrigen heute mit einem Punkt besser bewerten würde als kurz nach Erscheinen - dies aber nur nebenbei erwähnt.
Jedenfalls hatte die Band auf der im Vergleich zum Roxy viel grösseren Bühne ausreichend Platz zur freien Entfaltung und Fronter Tomi konnte bei jeder sich bietenden Gelegenheit seinen Rasta-Propeller rotieren lassen. Der Sound stand dem ebenso in nichts nach und man konnte sich bereits nach den ersten Tönen auf eine tolle Show freuen.

Und zu meiner Überraschung war auch die Stimmung in der Garage gleich ausgezeichnet: Das Eröffnungstrio "Song Of The Sage", "Mermaid" und "The Smoke" schien optimal den Nerv der Fans getroffen zu haben! Und überraschenderweise kamen die Tracks der jüngeren Vergangenheit um Längen besser an, als beispielsweise die Songs aus den Neunzigern wie  "Against Widows" oder auch "Into Hiding" - hier scheint es tatsächlich einen Fan-Generationswechsel gegeben zu haben! Mir war es gleich, als Fan der quasi ersten Stunde feierte ich "You I Need" genauso ab wie die Death Metal-Granate "Vulgar Necrolaty" von der Debüt-Scheibe - im Übrigen lustigerweise mit einer RAMMSTEIN-Pussy-Persiflage Tomi´s versehen.

So tummelten sich auch im weiteren Verlauf des Sets mit "Alone", "Sky Is Mine", "Towards & Against" und "Sampo", welches den regulären Teil des Gigs beschloss, weitere Perlen der aktuellen Bandhistorie.
Aber natürlich hoben sich die Finnen für die Zugabe noch drei weitere Hits auf: "Silver Bride", "My Kantele" (inklusive Sitar-Reprise) und "House Of Sleep" zogen einen sauberen Strich unter einen sehr gelungenen und musikalisch-abwechslungsreichen Abend. In dieser Form ist ein AMORPHIS-Gig wahrlich erfüllend und mir fallen wenig bessere Möglichkeiten ein, das neue Jahr gitarrenmäßig einzuläuten! (Brix)

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