eberhardschner_FlashbackWer sich etwas traut, fällt oft auf die Fresse. Gerade in der Musik gibt es unzählbar viele Wagnisse, die hoffnungslos in die Hose gegangen sind, doch sind es gerade diese Avantgardisten, die dafür sorgen, dass sich die Musik weiterentwickeln kann.
Jemand, dem definitiv einiges zu verdanken ist, dürfte der nun über 70 Jahre alte Stuttgarter EBERHARD SCHÖNER sein. Als einer der ersten verband er elektronische Synthesizerklänge mit Elementen der klassischen Pop- und Rockmusik. Dabei machten ihn vor allem seine Werke als Filmmusiker (für u.a. „Der Alte“ oder „Derrick“) oder Komponist des deutschen Beitrags der Expo 1970 bekannt.
Dass EBERHARD SCHÖNER auch eine ganz konventionelle musikalische Laufbahn in der Oper einschlug, das durch ein Violine- und Chorleitungsstudium fundiert ist, hört man. Auf jedem seiner Werke klingt eine orchestralisch opernhafte Harmonie mit, die Rückschlüsse auf sein Können ziehen lassen.
1978 veröffentlichte er sein Album „Flashback“, das als eines unter enorm vielen Releases die Diskographie dieses renommierten Künstlers bereichert. Zusammen mit u.a. Sting (Sänger und Basser von The Police), Olaf Kübler und seinem Orchester wird auf dem Nachfolger von „Trance-Formation“ alles abgedeckt, was musikalisch zu dieser Zeit irgendwie denkbar war. Nun, über 30 Jahre nach der Ersterscheinung wird dieses Werk wiederveröffentlicht.

Die erste Hälfte von „Flashback“ ist dominiert von poppigen Songs, die den Gesang von Sting mit den außergewöhnlich elektronischen Klängen von EBERHARD SCHÖNER hören lassen. Fans von The Police werden sich vermutlich an der Stimme etwas stören, die sich durchweg anhört, als wenn Sting eine etwas arg enge Hose anhatte. Dennoch durchweg stimmig hört man etwas, das man heute problemlos als Funk und Soul bezeichnen könnte. Speziell gefällt der tanzbar elektronische Hintergrund. Leider kommt dieser nur bei einigen wenigen Tracks auf „Flashback“ zu tragen.
Dominierend sind eher leichtläufige, lockere Arrangements, die durch Synthesizer ihre Grundierung verpasst bekamen. Dabei verhelfen zusätzlich vor allem der Bass und ein Orchester für die klangliche Ausgestaltung. EBERHARD SCHÖNER sorgt dafür, dass kein Instrument zu dominierend eingesetzt wird, und zugleich, dass keines zu kurz kommt. Damit ist „Flashback“ weder zur neuvertonten Klassik, noch zum frühzeitigen Elektro zu zählen.
Sehr gut wird durch ein Jazzbestandteil für etwas Fröhlichkeit und Innovation gesorgt. Der Saxophonist Olaf Kübler gibt so manche herrliche Passage zum Besten, was das freigeistliche Gesamtbild dezent unterstreicht.
Die zweite Hälfte des Albums ist weniger poppig als verstärkt experimenteller Natur. Synthesizer-Klangwände werden, ebenso wie hypnotisch minimalistische Orchestereinlagen, in dunkel angehauchte Instrumental-Tracks integriert. Für damalige Verhältnisse sehr bedrohlich wirkende Klänge kommen zum Vorschein, die jedoch heute nur für ein müdes Lächeln sorgen dürften.

Insgesamt ist „Flashback“ ein ohne Frage wichtiges Album, gerade für Bands, die sich dem Noise, dem Industrial oder dem Power Electronics verschrieben haben. Deutlich färben sich in SCHÖNERs Synthesizerarbeit Ähnlichkeiten zu zeitgenössischen Bands wie NOVEMBER NÖVELET und PROPERGOL ab. Leider beschränken sich diese Einflüsse lediglich auf den Synthesizer, der sich auf „Flashback“  trotz seines stetigen Vorhandenseins doch eher im Hintergrund aufhält. Das ist an sich schade, aber in Anbetracht der zeitlichen Umstände auch verständlich.
Mir persönlich gefällt die Musik nicht besonders. Es lässt sich zwar heraushören, dass diverse Ansätze für die Entstehungszeit sehr neu und eigenständig waren, aber für heutige Verhältnisse sind diese dann doch eher unspektakulär. Ich würde mir diese Wiederveröffentlichung persönlich nicht zulegen, empfehle aber Freunden der alten Grenzgängermusik, einfach mal in „Flashback“ reinzuhören. (Jannick)


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:35
Label: MIG-Music GmbH
Veröffentlichungstermin: 25.02.2011
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