Denn außer der Herkunft und einer gewissen Grundausrichtung haben MOONSORROW so gut wie nix mit ensifferigen Finntrollen zu tun. Auf "Verisäkeet" herrscht nicht glatt produzierter, mit oberflächigen Keyboards zugekleisterter Kitsch, sondern ein äußerst grimmiger, roher Viking Metal vor, der klar seine klanglichen Wurzeln im norwegischen Black Metal Mitte der 90er hat, und mich desöfteren an Bands wie ENSLAVED, FORLORN oder die frühen BORKNAGAR denken lässt. Ein Blick auf die bloßen Rahmendaten fünf Songs in 70 Minuten verdeutlicht, dass hier keinesfalls kompaktes Songwriting am Start war, sondern in epischer Breite gearbeitet wurde, was natürlich Erinnerungen an die leider inzwischen nach Walhalla eingezogenen Urväter dieses Genre BATHORY weckt konsequenterweise ist dieses Album auch Quorthon gewidmet. Die ersten vier Songs, alles Epen mit einer Spielzeit zwischen 14 und 18 Minuten, werden durch akkustische Gitarrenpassagen oder Naturgeräuschen miteinander verbunden, was die gesamte Scheibe ungemein homogen, fast wie einen Soundtrack, erscheinen lässt und eine Atmosphäre erschafft, die zumindest mir mehr als einmal einen archaischen Schauer über den Rücken laufen lässt.
Im Opener "Karhunkynsi" Hörer, die im übrigen beim Genuss dieser Platte ihr Schulfinnisch aufbessern wollen, seien auf die offizielle Bandseite www.moonsorrow.com verwiesen, wo die englischen Übersetzungen zu finden sind finden sich noch am ehsten leichte Einflüsse zum oben beschriebenen Humppa Metal, der allerdings anders als bei den erwähnten Bands nicht fröhlich-trinkseelig wirkt, sondern sich folkloristisch düster in den Gesamtsound integriert.
"Haaska" und "Pimeä" erinnern in ihrer Grundstimmung ziemlich an Bathory-Göttergaben wie "Twilight Of The Gods", zudem hier auch erstmals neben dem urwüchsigen Black Metal-Gekeife klare Stimmen und Chöre zum Einsatz kommen.
Der längste Song "Jotunheim" beginnt mit einem ergreifenden akkustischen Gitarrenintro und entwickelt sich für mich zum absoluten Höhepunkt des Albums, das mit dem reinen Akkustikstück "Kaiku" und mehrminütigen Naturgeräuschen dann eher betulich und langsam zuende geht.
Eigentlich ist es weder nötig noch möglich, irgendwelche Songs herauszuheben, "Verisäkeet" ist im Grunde eine komplexe und sperrige Einheit, die kaum zum mal eben Nebenbeihören geeignet ist. Wenn man sich aber die Zeit und Muße nimmt, um sich richtig mit dem Werk der Finnen zu beschäftigen, erlebt man ein Album von einer Klasse, die es in dem Genre Viking Metal schon sehr lange nicht mehr gab. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass noch nie die Epik BATHORYs so ergreifend mit dem urwüchsigen skandinavischen Black Metal verbunden und zu einer solchen Einheit verschmolzen wurde, wie es hier MOONSORROW vollbracht haben. Unter dem Eindruck dieses Meisterwerks werde ich schleunigst nachholen, mich mit den bisherigen Alben der Finnen zu beschäftigen, auch wenn ich nicht glaube, dass sie an "Verisäkeet" heranreichen, das ich widerum als einen der kommenden Klassiker des Viking Metals ansehe. Ich bin zwar sehr vorsichtig mit dem Zücken der Höchstnote, aber hier ist sie definitiv berechtigt! (Kai)
Bewertung: 10,0 / 10
Judas Priest
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