exodus_-_exhibit_b_the_human_condition_artwork.jpgDie Ausstellung geht weiter. Thema ist gemäß des Konzeptes dieses Mal der bedenkliche Zustand der Menschheit, erfüllt von Tod, Terror, Gewalt und Hass. Nichts Neues also aus dem Hause EXODUS, die mit ihrem aktuellen Album konsequent an ihren Vorgänger „Exhibit A: The Atrocity Exhibition“ von 2007 anknüpfen. Wiederum von Andy Sneap produziert klingt das Werk nicht weniger aggressiv und brutal, trotz nettem akustischem Gitarrenintro gibt es dann direkt sound- und riffmäßig auf den Koffer. Und Teil B scheint noch nen Ticken härter, brutaler, aber vor allem abwechslungsreicher und durchdachter zu sein. Somit sind die Wege schon mal bestens geebnet für einen würdigen Nachfolger.

Dennoch braucht meiner Ansicht nach „Exhibit B: The Human Condition“ schon mehrere Durchläufe, nicht nur um alle Nuancen zu entdecken, sondern auch so richtig an den Allerwertesten zu greifen. Es gibt dieses Mal mehr Tempovariationen und weniger extralange Songs von 7-10 Minuten Spielzeit, die aber dann auch alles verpackt haben, was EXODUS anno 2010 zu bieten haben, zu hören bei „The Sun Is My Destroyer“, das mit knapp einer Sechstel Stunde Spielzeit wiederum an den Hymnencharakter der meisten Songs des Vorgängers erinnert. Hier ist lediglich viel mehr Musik drin verarbeitet als zuvor, es reicht von zahlreichen Soli und Grooveparts hinüber zu ruhigen Passagen, Country-Einlagen, denen EXODUS sich ja schon immer gerne verschrieben haben, bis zum Einsatz einer Talkbox – der Gitarrenton wird über einen Schlauch im Mund des Gitarristen je nach Mundöffnung variiert -, was für Thrash Metal nicht gerade sehr üblich ist, aber dennoch ins Konzept passt. Der gesamte Aufnahmeprozess wurde ja beispiellos per Internetvideofraß fast minutiös festgehalten, somit kann man auch nachvollziehen, wie es zu so manchen Ideen kam.

EXODUS sind schon lange keine 08/15 Thrash-Band mehr, sie verfügen in der momentanen Besetzung über sehr talentierte Musiker sowie einen durchaus fähigen Sänger, auch wenn Rob Dukes bei den alteingefleischten Fans kaum ein Bein auf den Boden bekommt, weil er ihnen zu modern und aggro rumbärt. Dennoch muss man ihm Tribut zollen für eine ausgezeichnete Stimmleistung, die sich trotz aller Unkenrufe bestens zur harten und aggressiven Mucke der Bay-Area-Helden gesellt und dem Konzept der Band hervorragend zu Gesicht steht. Er und Andy Sneap, der mittlerweile schon quasi zur Band gehört, tragen sogar Solopassagen bei – Rob spielt ja beim Einbrüllen eh immer die Luftgitarre mit.

Trotz aller Qualität und Ausdauer werden EXODUS mit dieser Scheibe wiederum beide Seiten der Anerkennung erleben. Bestimmt werden Anhänger von „The Atrocity Exhibition“ ebenso begeistert von dem Nachfolger sein wie auch Fans der ersten Stunden, aber es wird auch wieder einiges zu kritisieren geben. Alles in allem ist „The Human Condition“ aber ohne Diskussion ein weiteres sehr starkes Album geworden mit Höhepunkten wie „Beyond the Pale“, „Class Dismissed“, „Downfall“ oder auch „Burn, Hollywood, Burn“, die trotz allen Tempos und Aggressionspotentials immer jede Menge Melodien und Spielereien bergen. Die Gitarrenarbeit ist erneut sensationell, rhythmisch mitreißend und immer wieder konkurrenzlos heavy. Auch gesanglich hat sich Rob entgegen seiner „Fuck Off“-Mentalität hörbar einige Kritiken zu Herzen genommen und seinen Gesang weiter variiert und verfeinert.
Somit bleibt nur zu sagen: Dieses Album kann man bedenkenlos kaufen, wenn einem Teil A schon zugesagt hat. Zweifler sollten der Platte mehrere Durchläufe erlauben, denn spätestens dann entfaltet sich das Sequel zu einer Thrashbombe Deluxe. Meine Hochachtung. (Jochen)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 73:57 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 07.05.2010

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