eluveitie_everythingremains.jpgFolk und Metal können manchmal einfach so gut miteinander harmonieren. Diese Feststellung müsste eigentlich jeder schonmal gemacht haben, der mit Fok/Pagan/Mittelalter Metal in Kontakt treten durfte. Die rasante Entwicklung dieser Genres verdankt es vermutlich insbesondere ihren begabten Interpreten. Es muss schon einiges dazugehören, Alben aufzunehmen, auf denen ein Ohrwurm den nächsten jagt und dessen Lieder derartig episch gehalten sind, dass man in regelmäßigen Abständen regelrecht Gänsehäut bekommt. Doch passen harmonische, wunderschöne Folkeinschübe auch zu brutalem, schnellem Death Metal? Es würden ja quasi zwei unterschiedliche Welten zusammentreffen: brachiale Monotonie mit abwechslungsreichen Akustikparts. ELUVEITIE zeigt schon seit 2003, dass die Fusion genau dieser zwei Musikrichtungen wesentlich besser passt, als man zu glauben bereit gewesen wäre.

Die Schweizer haben ein feines Gefühl für audielle Erotik, denn was sie spielen zergeht förmlich auf dem Gehörgang. Mit “Everything Remains (As It Never Was)” reiht sich seit einiger Zeit mal wieder ein neues Metalalbum in die Diskographie dieser Band ein. Was einen erwartet sind dreizehn Hymnen auf fast fünfzig Minuten musikalischer Glanzleistung verteilt.

Das Besondere an dieser Musik ist die homogene Gewichtung der unterschiedlichen Gestaltungselemente. Man kann einfach nicht eindeutig feststellen, ob der Folk oder der Death Metal dominierender Bestandteil der Musik ist. Das gelingt ELUVEITIE, indem sie durch lückenlose Übergänge stetig zwischen den melodischen und den brachialen Passagen wechseln. Dabei leistet der gröhlende Sänger einen wichtigen Beitrag, indem er diese Übergänge durch gekonnten Stimmeinsatz zu Verschmelzungslinien macht. Interessant finde ich, dass es dennoch ein enormes Spektrum an Geschwindigkeiten und Gitarrenläufen gibt. Ein derartig hohes Maß an Abwechslung heißt bei sehr vielen Bands, dass sie keinen roten Faden in einem Album erkennen lassen. Oft verzetteln sich gerade junge Bands in diesem Konzept, da sie es einfach nicht beherrschen. Auch leidet häufig die Authentizität, wenn so viele Facetten in die Musik einzubringen versucht. Für derartige Bands ist ELUVEITIE ein Schlag ins Gesicht. Mit noch nicht einmal zehn Jahren Bandbestehen könnten sie den ganz großen Bands noch etwas über saubere Songstrukturierung und spannende, gegenläufige Klangabfolgen erklären. 

Das einzige, das nicht ganz so gut gelungen ist, sind die zweistimmigen Duette zwischen dem Sänger und der Hintergrundsängerin. Beide können singen, das steht außer Zweifel, aber tiefes Männergegröhle und zarte Frauenstimmlein harmonieren fast nie. Das ist einfach ein zu hoher Kontrast, der üblicherweise sehr unverhältnismäßig ist. Auch der Umstand, dass nur eines der dreizehn Lieder knapp länger als fünf Minuten geht, drückt den Eindruck etwas. Gerade in diesem Genre schätze ich es sehr, wenn zumindest zwei oder drei richtig lange Kracher dabei sind. Derartige Balladen werten das Gesamtbild eines Albums üblicherweise deutlich auf, weshalb es sehr schade ist, keine auf „Everything Remains (As It Never Was)” vorzufinden.  

Ich wage zu behaupten, dass an ELUVEITIE eigentlich jeder Gefallen finden kann, der nicht absolut voreingenommen von dieser Band ist. Für Folk/Pagan Metal Fans ist „Everything Remains (As It Never Was)” ein absoluter Pflichtkauf für 2010. Für alle anderen gibt es einen ernstzunehmender Tipp: geht in den Plattenladen und hört euch die Scheibe mal an. Es wird sich lohnen! (Jannick)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:09
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 19.02.2010

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