Havok – Being and NothingnessDieses junge Quintett aus Schweden (nicht zu verwechseln mit der deutschen Death Metal-Fraktion gleichen Namens) ballert einem gehörig frischen, technischen Death Metal um die Ohren, der sich gewaschen hat. Hier wird geballert, gefiedelt, gegrunzt und geschreddert, dass es eine wahre Freude ist. Diese Brachial-Parts werden immer wieder durch melodische oder gar atmosphärische Intermezzi unterbrochen, so dass das Ganze nie in Chaos ausartet sondern stets kontrolliert anmutet. Ich hätte die Band auch nicht schwedischen Ursprungs zugeordnet, sondern hätte auf eine amerikanische oder eher noch eine kanadische Combo getippt, da typisch schwedisch-dreckiges und stumpfes Riffing zu keiner Sekunde zu hören ist.

Vielmehr erinnern mich Havok mit ihrer technischen Ausrichtung, der modernen Produktion und dem Mut zu Experimenten eher an Bands wie Neuraxis, Gojira oder neuere Aborted. Hier und da scheint dann auch ein wenig die technische Finesse Morbid Angels durch, die sich mit dem chaotischen Wahnsinn von Cryptopsy paart, was eine wirklich explosive Mischung gibt.
Hier gibt es viel zu entdecken und wirklich langweilig wird es nie. Und wäre die Scheibe mit ihren knapp 53 Minuten nicht zu lang, würde man sich auch nicht überfordert fühlen, sondern hätte ein kurzweiliges, einprägsames, modernes Technik-Death Metal-Album vor sich. Leider hat man das Album aber mit atmosphärischen Parts, Piano-Einlagen und einigen etwas zu langen Songs doch ziemlich aufgebläht, so dass sich zumindest bei mir nach einer halben Stunde bereits Ernüchterung einstellt und ich mich nur noch schwerlich auf die komplexen Songs konzentrieren kann.
Weniger ist hier wirklich manchmal mehr!
Nichtsdestotrotz ist sonst alles stimmig. Ein fetter Gitarrensound mit komplexen, aber stets nachvollziehbaren Strukturen wird von einer fast ständig voll durchgetretenen Double-Bass-Drum nach vorne gepeitscht. Über all dem thront Ausnahme-Talent Johan Bergström mit seinem äußerst facettenreichen Gesang, der das komplette Death Metal-Spektrum von schön tief über fies keifend hin zu aggressiv-schreiend voll abdeckt. Auch die Aufmachung des Debüt-Albums mit seinem bedeutungsschwangeren Cover und den philosophisch angehauchten Lyrics ist absolut stimmig und fügt sich perfekt in das intelligente Gesamtkonzept, das fernab morbider Splatter-Klischees daherkommt, ein.
Ich verstehe nur nicht warum das Label hier als Einflüsse alte Deicide, Opeth oder Meshuggah angibt, von den genannten Bands hört man nämlich nicht wirklich viel heraus.
Egal, was zählt ist das Endprodukt und das ist als durchaus eigenständig anzusehen und zeugt von musikalischer Reife. Hätte man das Ganze jetzt noch etwas kürzer und knackiger gehalten und hätte auf diverse Akkustik- und Atmosphären-Parts verzichtet (am Ende des Songs "Stormfeed" ist sogar minutenlang nerviges Vogelgezwitscher zu hören) , hätte ich vor Verzückung wahrscheinlich Traumnoten gezückt, so sind's dann doch "nur" acht Punkte geworden. (Leimy)


Bewertung: 8/10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:17 min
Label: ViciSolum Productions
Veröffentlichungstermin: bereits veröffentlicht

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