Aus der Asche der legendären WINDIR, die sich nach dem tragischen Tod Valfar´s auflösten stiegen 2004 VREID empor. Die Norweger konnten sich mit ihrem doch beträchtlich an der früheren Formation angelegten Black Metal schnell einen Namen in der Szene machen. So richtig aus deren Schatten traten sie erst mit ihrer dritten Scheibe „I Krig“, die vor zwei Jahren auf den Markt kam. Auf dieser verfeinerten sie ein wenig ihre Ansätze, eine Richtung, die auf ihrem kommenden Longplayer „Milorg“ weiter ausgebaut wird. Auch thematisch bewegt man sich auf den Spuren des direkten Vorgängers, was die Anschuldigungen über eine rechte Gesinnung der Vorgängerband ad absurdum führen.
Nachdem „I Krig“ auf einer Gedichte-Sammlung des Widerstandskämpfers Gunnar-Reiss Andersen basierte, handelt „Milorg“ von eben jener Untergrundtruppe. Der Titel steht für das Kürzel von „Military Organization“ einer Bewegung, die im zweiten Weltkrieg das damalige deutsche Reich bekämpfte. Textlich bleibt man also der Mischung aus geschichtlichen Themen und dem im Schwarzmetall oft verhafteten Faible für Kriegsszenarien treu.
Musikalisch legt man aber weit weniger Wert auf Treue zumindest nicht zur norwegischen Szene. Hier wird das klassische Korsett fast vollständig aufgebrochen. Vielmehr bewegt man sich hin zu stilistischer Vielfalt, ohne dabei die eigene Identität zu verleugnen. Dadurch erscheint das Songmaterial sehr variabel, reifer, ist mit vielen Tempowechseln gespickt und wirkt doch sehr eingängig.
Das liegt vor allem an der tendenziell rockigeren Auslegung ihrer Riff-Attacken und den hymnischen Refrains. Die Einflüsse der Siebziger kommen immer mehr zum Tragen, ganz so fordernd wie ihre Landsleute SATYRICON klingen sie nur selten, wie etwa im pumpenden „Speak Goddamnitt“. Dazu setzt man zu viel Wert auf Atmosphäre und liegt daher ungefähr in der Mitte aus dem erwähnten Duo und ENSLAVED.
Wie letztgenannte ist man hörbar von der nordischen Folklore beeinflusst, vermeidet dabei allzu prätentiösen Kitsch wie ihn viele junge Combos pflegen. Vielmehr baut man damit geschickt Spannung auf, bevor wieder heftig losschreddert wird. So finden sich bei jedem Song immer wieder ruhige Parts. Diese sind meist mit der Akustischen gespielt, die mal von dezenten Orgelklängen mal von Streichertupfern unterlegt sind.
Genauso verhalten gibt sich die Lead-Gitarre, die häufig zum Einsatz kommt und dabei ständig Melancholie versprüht. Die sphärischen Motive, von denen vor allem die zwei Instrumentals Gebrauch machen sind mittlerweile ein ganz wichtiger Faktor bei VREID. Dennoch wirken sie nicht so warm wie man vermuten könnte, was an den spartanischen Arrangements und der Produktion liegt. In „Blücher“ beispielsweise werden sie nur von wenigen Drumschlägen unterstützt.
Dieses Klangbild ist auch ein weiteres interessantes Detail von „Milorg“, denn die nahezu ideale Balance zwischen der rohen Schroffheit und einem vollen Sound erreichen nur wenige. Damit bedienen die Skandinavier weiterhin ihre alten Anhänger, Blasts und das typische Sirren sind immer noch da, entwickeln sich aber stets weiter.
So bleibt ein Album, von dem man jetzt schon sagen kann, dass es am Ende des Jahres in der Sparte in vielen Bestenlisten auftauchen wird. Ein intelligentes Werk, das dem Black Metal neue Impulse bringen könnte, dessen vereinnahmender Atmosphäre man sich kaum entziehen kann. Damit werden VREID sicher einige Stufen auf der Erfolgsleiter weiter nach oben klettern. (MetalPfälzer)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 41:11 min
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungstermin: 23.01.2008
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