accept tourflyer2Mit dieser Erfolgstory hätte in der Messerstadt Solingen niemand gerechnet als ein paar Jungs 1979 ihr Debüt auf den Markt hievten. Doch mit ACCEPT begann eine neue Zeitrechnung in Deutschland, die Ära des Heavy Metal. In der Folge machte die Truppe alle Höhen und Tiefen des Geschäfts durch und schien mehrmals am Ende. Erst Neusänger Mark Tornillo machte das neueste Kapitel möglich, auch wenn immer noch Fans seinem Vorgänger nachtrauern. Keine Ahnung, im wievielten Frühling sich die Herren befinden. Drei sehr starke Alben innerhalb von vier Jahren sprechen für die Produktivität der neuen Formation. „Blind Rage", das aktuelle bescherte ihnen ihre erste Nummer eins in ihrer Heimat. Damit dürfte die Tour, bei der sie von den Australiern DAMNATIONS DAY begleitet werden, zu einem vollen Erfolg werden. Eine Station führte sie in die Neue Stadthalle in Langen, eine in der Metalszene nicht gänzlich unbekannte Kleinstadt in Hessen.

Vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren fanden dort regelmäßig Konzerte statt, als die Hafenbahn in Offenbach ihre größeren Acts dort auftreten ließ. Nach dem Ende des Kultclubs verschwand das Städtchen weitest gehend von der rockmusikalischen Landkarte. Meine Recherchen im Vorfeld ergaben, dass es sich dabei nicht um einen Neubau der Halle, sondern um einen Umbau des nun erweiterten Mehrzweckgebäudes handelt.
Neben dem bekannten, 2000 Zuschauer fassenden Saal beherbergt dieses noch ein Schwimmbad, die Stadtbücherei und neuerdings ein Restaurant. Beim Umbau der Gebäudefront wurden die Treppe und der Konzerteinlass ins Innere verlegt, optisch wurde diese durch Glaskunst aufgewertet. Veranstaltet werden die Gigs, bei denen auch GOTTHARD oder EDGUY die Halle beehren von der Stadt Langen selbst, eine sehr lobenswerte Alternative in der Kulturlandschaft.

DAMNATIONS DAY
Bislang war mir die Combo völlig unbekannt, mit „Invisible, The Dead" steht auch erst ein Album zu Buche. Etwas unscheinbar, fast unbeholfen stand das Schlagzeug der Vorband in der linken Ecke der Bühne, während das Equipment des Headliners noch hinter einem schwarzen Vorhang verborgen war. Mit dem nötigen Respekt trat das Quartett auf die Bühne und legte durchaus furios los, schnelle Läufe und ein guter Drive stimmten in den Titeltrack des Debüts ein. Da half es wenig, dass die Melodie an FATES WARNING erinnerte, gerade angesichts des Publikums wäre es besser gewesen, den treibenden Charakter durchzuziehen. Für eine Eröffnung war das nicht bissig genug, wenngleich musikalisch ansprechend.

Der größte Pluspunkt war sicherlich Mark Kennedy, der mit seinem klaren, hohen und kraftvollen Gesang überzeugen konnte. Die Vergleiche zur amerikanischen Prog Metalinstitution beschränkten sich auf den Gesang, DAMNATIONS DAY gehen viel geradliniger zur Sache. Die Leadgitarren teilte er sich mit Jon King, die beiden harmonierten recht gut, scheuten auch vor Twinleads nicht zurück. In Sachen Stageacting war der Sänger aber der Mittelpunkt, gerade sein Axtpartner agierte unsicher. Er hatte ein paar gute Posen drauf und versuchte immer wieder, das Publikum zu animieren. Viersaiter Luke Vinken war ebenso bemüht und ackerte auf seiner Bühnenseite am meisten.

Trotzdem gelang es nicht, den Funken überspringen zu lassen. Das lag zum einen an den Kompositionen wie „I Am" oder „Carried Above The Sun", die nicht ausgereift genug waren, um zu fesseln. Ihre stilistisch ähnlich gelagerten Landsleute von VANISHING POINT sind da eine andere Hausnummer. Als Schwachpunkt kristallisierte sich Drummer Dean Kennedy heraus, der nicht sonderlich tight agierte und so kein Rückgrat für seine Band war. Sein Spiel war von den Arrangements zu eindimensional, um den Songs etwas Würze zu geben. Am Ende zockten sie mit „Reaper" ihre heftigste Nummer, doch damit konnten die Australier trotz allen Engagements nicht mehr als Höflichkeitsapplaus ernten.

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ACCEPT
Kurz vor neun Uhr ging dann das Licht aus, die Reaktionen darauf waren schon lauter als beim Support. Während des Intros wurden dann die schwarzen Vorhänge entfernt und legten den Blick auf die Bühnenaufbauten frei. Stefan Schwarzmann war der erste, der hinter seinem mächtigen Kit auf dem hohen Riser erschien. Auf beiden Seiten erstreckten sich die Boxenwände, von denen jede aus einem Rahmen angestrahlt wurde.
Auf den vorderen Hüllen prangte überall das Logo mit den beiden gekreuzten Flying Vs. Darunter befanden sich ebenso wie unterm Schlagzeug schwere, eiserne Rampen, während die darauf befindlichen Varilights die Bühne in ein tolles Licht tauchten. Alleine dieser Anblick machte jedem der Anwesenden klar, was da kommen würde.

Als dann die Saitenfraktion mit unglaublicher Vehemenz auf die Bühne rannte brannte die Hütte. Sofort war im ganzen Saal eine enorme Energie zu spüren, das was die Herren auf der Bühne ausstrahlten übertrug sich auf das Publikum. Die ersten Töne des Openers der aktuellen Scheibe knallten schon mit einer unfassbaren Lautstärke ins Publikum, klar waren die Amps zu weit aufgerissen, aber das muss hier einfach so sein.
Die Flying Vs flogen wirklich herum, ihre Riffs sägten sich durchs Auditorium, dass von der Holzvertäfelung an den Wänden am nächsten Morgen nur noch Kleinholz übrig gewesen sein dürfte. Die Drums ballerten, als Frontmann Tornillo auftauchte, nahm das Inferno immer intensivere Züge an. Alle Akteure waren zudem stilvoll in schwarz, mit viel Leder und Ketten gekleidet. Wer am Jahr 2014 "Metal" buchstabieren will, der spricht mir jetzt nach: "A", "Ce", "Ce", "E", "Pe", "Te"!

Langen ging sofort steil, angestachelt von der Power von der Bühne, die Haare flogen und auch wenn die Nummer erst seit wenigen Monaten auf dem Markt war, wurde sie von vielen mitgesungen. Was die Band da an Spielfreude an den Tag legte, war unglaublich, Peter Baltes, Wolf Hoffmann Mark Tornillo versuchten sich gegenseitig dabei zu übertrumpfen, wer sich am weitesten von der Rampe herab zum Publikum lehnt. Da schien der Platz am Bühnenrand für den ganzen Enthusiasmus nicht auszureichen. Dabei war jedem der Akteure auf der Bühne der Spaß an der Sache anzusehen.

Neben dem guten Mark präsentierten sich vor allem die zwei verbleibenden Gründungsmitglieder, Leadgitarrist Hoffmann und Bassist Baltes als Frontleute. Die beiden harmonieren sehr gut auf der Bühne, man erkennt sofort, dass hier nach 35 Jahren alles perfekt sitzt, sich jeder blind auf den anderen verlassen kann. Unablässig zogen sie ihre Doppelposen durch und zogen so die Blicke auf sich. Sie können auch bester Dinge sein, denn der erneute Versuch ihre Formation an den Start zu bringen entpuppte sich als voller Erfolg.
Damit wurde wieder einmal bewiesen, was es bringt, wenn Freunde an ihrem Traum festhalten, und das tolle menschliche Verständnis der beiden war sogar im Publikum zu spüren. Das Grinsen war den Zweien gar nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen. Charakterglatze Hoffmann zog ein ganzes Arsenal an Grimassen, dass selbst Louis De Funes verblasst wäre. Baltes hingegen schüttelte permanent seine Locken und schien mit jedem einzelnen Zuschauer zu flirten.

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Sie haben mit Mark Tornillo auch einen starken Sänger gefunden, der stimmlich einen Udo Dirkschneider wettmachen kann, sein Gekreische passt ideal zu den Songs. Dazu war das kleine Energiebündel auch sehr präsent, nur in längeren Solopassagen versteckte er sich ein bisschen. Auch von der Performance passte er genau zu die beiden Bandchefs, das Stageacting, inklusive des patentierten Gitarrenballetts, transportierte die Kraft der Songs.
Ich hatte es ja schon beim QUEENSRYCHE-Gig vom SwedenRock geschrieben, und auch hier erwiesen sich diese Worte als wahr. Es bringt der Band und den Fans viel mehr, wenn da eine Einheit auf der Bühne steht, die miteinander Spaß an ihrem Auftritt hat. Mit der Brechstange zusammen gehaltene Originalbesetzungen, nur um des Line-Up willens, die sich gegenseitig anöden, braucht eigentlich kein Mensch.

Hoffmann brillierte zudem mit seinem klassisch geschulten Spiel, garnierte viele Songs mit Klassikadaptionen in den Soli, wobei natürlich "Pour Elise" in der ersten Zugabe die prominenteste gewesen sein dürfte. Sein Spiel ist unverkennbar und wichtig für den Sound von ACCEPT, vor allem diese schönen melancholischen Leadfills brachten eine weitere Facette in die Kompositionen. Der Mann fühlte jeden Ton, während er im Stechschritt dastand und ein Zacken seiner Flying V typisch zwischen seinen Beinen steckte.
Sein Partner Hermann Frank stand ein wenig im Hintergrund, gab auf der linken Bühnenseite eher den Stoiker. Doch zusammen mit Stefan Schwarzmann, der sich um den Verstand trommelte, sorgte er für das dicke Rhythmusfundament. Ab und an kam er nach vorne, vor allem, wenn doppelte Leads anstanden oder er ein Solo beisteuern durfte. Auch wenn die beiden Rhythmusarbeiter nicht in vorderster Front standen, so kommunizierten sie dennoch ständig mit ihren Nebenleuten und dem Publikum.

Von der Songauswahl her hat sich keiner beschweren dürfen, wenn auch auf dieser Tour die neuen Stücke die Oberhand haben. Bei den Klassikern gab es neben den unverzichtbaren Gassenhauern auch noch den ein oder anderen selten gespielten Song. Doch auch die Nummern der letzten drei Scheiben können voll überzeugen und mitreißen, fallen im Gesamtkontext eigentlich gar nicht auf. Ein ACCEPT-Song ist unverkennbar, jeder eine aus Stahl geschmiedete Symphonie.
Egal aus welcher Epoche etwas gespielt wurde, die präzise schneidenden Zwillingsriffs trieben immer an, Tornillos Organ durchdrang alles, bis dann diese markanten Refrains explodierten. Wenn sich die Vier vorne am Bühnenrand versammelten und diese wuchtigen, maskulinen Chöre ins Publikum schmetterten, war das die absolute Macht. Dazu pumpt der Bass von Peter Baltes tief in die Magengrube, neben Ian Hill von JUDAS PRIEST hat kein anderer dieses Stilmittel so im Heavy Metal etabliert.

Große Soloausflüge gab es kaum und bei den Ansagen hielt sich der Frontmann auch angenehm zurück. Die Kommunikation zwischen Bühne und Zuschauern fand anders statt, es bedurfte gar nicht vieler Worte, die Songs und deren Energie verbanden. Das Publikum ging voll mit und präsentierte sich als starker Chor. Davon war allerdings nur etwas zu hören, wenn die Band ihm die Möglichkeit dazu gab, ansonsten bretterte die hammerharte Lautstärke alles weg.
Als am Ende die ganz großen Reißer heraus gehauen wurden, rasteten die Anhänger förmlich aus. Die Zugaberufe waren eine Wand aus „ACCEPT, ACCEPT"-Skandierungen. Hier gab nochmal jeder alles, mehr als zwei Stunden Vollgas, der Schweiß floss in Strömen. Die Saitenfraktion erledigte mit ihren synchronen Salven diejenigen, die noch stehen konnten. Genauso geht Metal, eine Demonstration der deutschen Urväter, die völlig zurecht wieder an der Spitze sind. (Pfälzer)

Setlist ACCEPT:
Stampede
Stalingrad
Hellfire
200 Years
Losers And Winners
London Leatherboys
Starlight
Dying Breed
Final Journey
Shadow Soldier
From Ashes We Rise
Restless And Wild
Ahead Of The Pack
No Shelter
Princess Of The Dawn
Dark Side Of My Heart
Pandemic
Fast As A Shark
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Metal Heart
Teutonic Terror
Balls To The Walls

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