allenlande thegreatdivide2Schwer zu sagen, ob man so etwas als Supergroup bezeichnen kann, da der Fokus ja nur auf den beiden Sängern liegt. Doch Jorn Lande (MASTERPLAN, MILLENIUM) und Russell Allen (SYMPHONY X, ADRENALINE MOB) gehören sicher zu den besten ihres Fachs. Das gemeinsame Debüt "The Battle" schlug seinerzeit in der Hardrockszene ein, so dass es zwei Fortsetzungen gab, obwohl es nur als einmalige Aktion geplant war. Bisher war Magnus Karlsson der Motor hinter der Musik von ALLEN/LANDE, doch nach Abschluss der Trilogie verabschiedete er sich aus dem Projekt. Da die Fans aber immer mehr wollten, taten sich die beiden Topshouter erneut zusammen, um unter der Ägide des früheren STRATOVARIUS-Masterminds Timo Tolkki ein neues Werk einzusingen. Dabei schien der Finne nicht gerade die beste Wahl, denn seit den großen Tagen seiner alten Formation rennt er seiner Form hinterher, schafft er mit "The Great Divide" die Wende?

Schon die ersten Töne von "Come Dream With Me" lassen aufhorchen, die Fanfare hat Schmiss, die Leads sind flüssig und melodisch. Die etwas weniger fordernde Strophe mündet in einen schönen getragenen Chorus, so stark hat man Tolkki schon lange nicht mehr aufspielen hören. Wer nun annimmt, dass ein blindes Huhn auch einmal ein Korn findet, der bekommt direkt im Anschluss die metallische Antwort.
So heavy wie die Hymne "Down From The Mountain" trieb noch kein Song dieser Kollaboration voran. Hier gibt es im Riffbereich sogar Anleihen an die NWOBHM, wenngleich mit genügend melodischem Anteil. Ähnlich heftig geht es bei "In The Hands Of Time" zu, dessen Leadmotive an "Power" von HELLOWEEN erinnern. Hier knallt ebenso vor allem der Chorus, auf den die fiebrige Strophe lauert, und der mit mächtig Doublebass nach vorne geht.

Ganz groß wird "The Great Divide", wenn sich der Mastermind selbst ans Piano setzt und mit Intros wie bei "Lady Of Winter" und "Reaching For The Stars" in SAVATAGE-Sphären vordringt. Speziell der erstgenannte Song hat mit seiner euphorischen Leadgitarre und der verhallten Strophe etwas von "Gutter Ballett" und ist ein Highlight der Scheibe. Nicht ganz so schwermütig präsentiert sich die zweite Nummer, wobei jene mit geschickten Tempovariationen zu überzeugen weiß. Gerade der Refrain verströmt mit seiner Stadionaffinität eine angenehme Lockerheit.

Das Piano kommt auch bei der abschließenden Ballade "Bittersweet" zum Zug, bei dem die beiden Sänger sehr viel Freiräume erhalten. Wo Karlsson viel im Midtempo arbeitete komponiert der Finne abwechslungsreicher, mir persönlich haben bei seinen Scheiben die richtig ruhigen Stücke gefehlt. Hier können sich nämlich Russell Allen und Jorn Lande noch besser in Szene setzen, was der epische Titelsong grandios unter Beweis stellt. Dazu gibt es noch einige rockige Titel wie "Dream About Tomorrow", bei dem der ehemalige STRATOVARIUS-Kempe sein "Paradise" ein bisschen zitiert.

So muss sich "The Great Divide" keineswegs hinter seinen Vorgängern verstecken, auch wenn aufgrund der größeren stilistischen Freiheit der eigene Charakter fehlt. Fand der Hörer auf "The Battle" reinen Melodic Rock, so ging es auf "The Revenge" in Richtung traditionellem Heavy Rock, während "The Showdown" ein Stück weit symphonischer war. Hier findet sich quasi ein Querschnitt daraus, der vom Songschreiber fast im Alleingang produziert wurde.
Neben seiner tollen Gitarrenarbeit, bei der er auch viele starke Soli bietet, spielte er auch die ganzen schönen, passenden Tastentöne selbst ein. Sogar am Bass konnte der Mann Akzente setzen, weich und voluminös drückt er die vier Saiten, die in den atmosphärischen Strophen von Stücken wie "Hymn To The Fallen" mächtig pumpen. Auch die saubere und druckvolle Produktion lag in seinen Händen. Einzig die Drums wurden von Jami Huovinen übernommen, der sich mit einigen knalligen Arrangements gut einbringen kann.

Über die Leistung der beiden Frontleute muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, ihre Stimmen gehören zu den beeindruckendsten im Rockbereich. Hier ergänzen sie sich wieder perfekt und liefern sich tolle Duette. Es ist schon unglaublich wie sie ihre Parts ausfeilen, sie solche großartigen Phrasierungen intonieren und dabei mit einer Inbrunst singen, obwohl sie das alles zuhause ohne große Anleitung aufgenommen haben.
Die beiden sind nicht nur sehr talentiert, sondern arbeiten auch hochprofessionell und machen selbst aus schwächeren Kompositionen noch einen guten Song. Hier hatten sie gute am Start, auch wenn man die ein oder andere Melodie schon mal gehört hat. Doch das lässt sich in einem Genre, in dem fast alles gesagt wurde nicht vermeiden. Tolkkis stärkste Arbeit seit "Infinite" macht richtig Spaß, vielleicht hat er jetzt die Kurve gekriegt. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:33 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 17.10.2014

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