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tompetty ripWenn es nicht so traurig wäre, man könnte es ja fast spöttisch betrachten, dass der Anführer seiner Band THE HEARTBREAKERS an einem Herzinfarkt dahingeschieden ist, ja wenn es nicht so traurig wäre. Leider wurde diese Tatsache, nachdem sie zuerst dementiert wurde, am Abend des 2. Oktobers 2017 dennoch Gewissheit. Wieder hat der Rock´n´Roll eine seiner bedeutendsten Gestalten verloren, nicht nur mit seiner über die Jahre fast unveränderten Begleitband, auch solo und mit TRAVELING WILBURYS hat TOM PETTY Großes erschaffen. Jene All-Star-Truppe wurde im Laufe der Jahre arg dezimiert, so dass nur noch Jeff Lynne und Bob Dylan übrig sind. Trotz sofortiger Hilfe seiner Ehefrau Dana York, war der Infarkt so schwer, dass er Stunden später im Krankenhaus von Santa Monica im Alter von knapp 67 verstarb. Neben York hinterlässt er zwei Töchter und ein Enkelkind.

Obwohl ihn das Rolling Stone-Magazin auf Platz 94 der bedeutendsten Musiker aller Zeiten listete, war der Mann, vor allem diesseits des großen Teichs, oft ein Mysterium. Schon alleine ihn zu kategorisieren fiel vielen, gerade zu Beginn seiner Karriere schwer. Da war der Folk im Stile der BYRDS, der Nachlass der Flower Power, die ihn stets umwehte, da war der Blues, der vielen zu britisch war, aufgewachsen in Florida wurde er, ob seiner Freundschaft zu LYNYRD SKYNYRD, auch dem Southern Rock zugerechnet, und am Ende debütierte er 1976 und galt plötzlich als Punk. TOM PETTY war nichts von alldem und trotzdem irgendwie alles auf einmal. Rau und ungestüm war er, dennoch immer so unglaublich abgeklärt in seinen Arrangements, welche durch seine Songs mäanderten, dabei stets melodisch, und dennoch immer klar vor der Grenze zum Kitsch.

Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht so gut aus, Mitte der Achtziger, als all die Zutaten zu seinem ganz eigenen Stil nicht mehr gefragt waren. Nach den Erfolgen mit seinem Debüt und vor allem dem dritten Album "Damn The Torpedos" ging es stetig abwärts, wobei er in den Staaten immer noch Stadien füllte. Doch es bedurfte der Zusammenarbeit mit dem TRAVELING WILBURYS und seines ersten Soloalbums "Full Moon Fever" 1989, um sich endgültig durchzusetzen. Unter der Ägide von Produzent Jeff Lynne entstanden auf diesem und "Into the Great Wide Open", dem folgenden Album mit den HEARTBREAKERS, legendäre Hits wie "I Won´t Back Down", "Free Fallin´" und "Learning To Fly". Damit schaffte er es dann auch auf dem europäischen Festland, auf dem er sich aber sehr selten blicken ließ. So schätze ich mich nun noch glücklicher, am 30. Juni 2012 in Mannheim dabei gewesen zu sein. Bezeichnenderweise wurde die folgende "Greatest Hits" 1993 zu einem Verkaufsschlager, gerade weil er sowohl in der traditionellen als auch alternativen Szene beliebt war, die seinerzeit so heftig konkurrierten.

Von nun an gehörte er zu den ganz großen Barden des klassischen amerikanischen Rock´n´Roll, wie es vielleicht noch BRUCE SPRINGSTEEN oder NEIL YOUNG waren. Einer, der sich nie um Kategorisierungen scherte, der sein Ding durchzog, wenn er auch mal für die Filmmusik von "She´s The One" Kritik einstecken musste. Aber einer, der immer erhobenen Hauptes auf der Bühne stand und das Sinnbild des ehrlichen Rock´n´Roll-Arbeiters war. Der Mann mit der ebenso dünnen Statur wie Haaren war auch einer, der viele Freunde hatte, der auf Alben von Stevie Nicks und Johny Cash mitwirkte, ebenso wie im Film "Postman" an der Seite von Kevin Costner. Und die zahlten gerne zurück, so spielten seine Mitstreiter gerne auf seinen Soloscheiben und Superstars wie Faye Dunaway und Johnny Depp im Video zu "Into The Great Wide Open".

Seine so typische nasale wie gebrochene Stimme ist für immer verstummt. Und während Deutschland heute seinen Wiedervereinigungstag feiert, ist doch alles, was zu vernehmen ist, das Weinen der Orgel aus seiner größten Komposition "Refugee". Rest in Peace, TOM PETTY (Pfälzer)

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